Zum Inhalt springen

Carola Marie Schmidt hat als Leiterin des Diözesanmuseums ihren Traumjob gefunden.:Die Hüterin des Domschatzes

Kaisermäntel
Als Teenager hat Carola Marie Schmidt den Beruf der Knüpferin und Weberin gelernt. Im Studium der Kunstgeschichte befasste sie sich später mit der christlichen Kunst. Und nachdem sie zuletzt im Salzburger Domquartier tätig war, kann sie ihre Interessen und Kompetenzen als neue Leiterin des Bamberger Diözesanmuseums perfekt verbinden. Ein Traumjob für die 37-jährige Salzburgerin, die seit Anfang des Jahres den Domschatz hütet, zu dem mit den tausend Jahre alten Kaisermänteln von Heinrich und Kunigunde und dem Papstornat von Clemens II. einige der bedeutendsten Werke mittelalterlicher Textilkunst gehören.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.21
Von:
Harry Luck

„Viele Bamberger wissen gar nicht, was für großartige Kostbarkeiten hier im Museum zu sehen sind“, sagt Carola Marie Schmidt. Sie hat sich vorgenommen, die Schätze des Museums noch bekannter zu machen und auch Besucherinnen und Besucher, die mit Kirche sonst wenig zu tun haben, für religiöse Kunst zu begeistern. Dafür soll auch neue Technik verstärkt zum Einsatz kommen. Die Einrichtung einer Facebookseite fürs Museum war fast ihre erste Amtshandlung. Dass sie mitten in der Schließzeit der Corona-Pandemie in Bamberg anfangen musste, hat auch einen Vorteil: Sie konnte technische Möglichkeiten ausprobieren, die nach der Coronazeit noch sehr nützlich sein können. „Mit virtuellen Führungen kann man Leute für das Museum interessieren, die weit weg sind und sich dann entschließen, die Objekte in echt anzuschauen“, erläutert sie.

Denn kein noch so gutes Online- Angebot kann den Museumsbesuch ersetzen. Der Besucher soll das Museum mit allen Sinnen erleben, und zum Beispiel auch den Weihrauch riechen, wenn Weihrauch ausgestellt ist. Auch dem natürlichen Drang, gezeigte Gegenstände mal buchstäblich zu begreifen und mit den Händen zu spüren, ohne einen Rüffel von der Aufsicht zu riskieren, soll die Neukonzeption der seit Jahrzehnten unveränderten Ausstellung entgegenkommen. „Hands-on-Stationen“ nennt das die Expertin, die noch viele weitere Ideen im Kopf hat, die sie zusammen mit der Hauptabteilungsleiterin für Kunst und Kultur, Birgit Kastner, und der Kuratorin des Museums, Ludmilla Kvapilova-Klüsener, verwirklichen möchte. Einen Vorgeschmack gab es bereits mit einem Online-Workshop zum Thema „Sticken wie am Hofe Kaiser Heinrichs“. Und auch die Barrierefreiheit des Museums am Domplatz ist ein Thema, das ganz oben auf ihrer Liste steht.

Carola Marie Schmidt

Viele Bamberger wissen gar nicht, was für großartige Kostbarkeiten hier im Museum zu sehen sind."

-Carola Marie Schmidt

In Bamberg hat sich Carola Marie Schmidt, die in ihrer Freizeit vor allem sportlich auf dem Rad, dem Pferd oder im Wasser unterwegs ist,schnell eingelebt. Auch wenn Salzburg doppelt so groß ist, gibt es doch Parallelen: beide Städte liegen am Fluss und haben einen beeindruckenden Dom und einen überschaubaren Stadtkern, in dem sich das kulturelle Leben abspielt. Nur eins vermisst sie an ihrem neuen Arbeitsplatz: die Nähe zur Skipiste, wo sie früher sogar in der Mittagspause mal kurz auf die Bretter steigen konnte. Auf dem Domberg steigt sie eher aufs Fahrrad.

Für die katholische Kirche zu arbeiten, ist für die ehemalige Klosterschülerin kein Problem. Schon damals hätten die Nonnen gesagt: „Wir Frauen dürfen zwar nicht Priester werden, aber wir sagen trotzdem, wo es langgeht in der Kirche.“ Und auch wenn Carola Marie Schmidt für alle, die in diesen Zeiten die Bindung zur Kirche verlieren, Verständnis hat, betont sie doch: „Wenn ich austrete, kann ich doch nichts mehr verändern!“

Mehr Informationen zum Bamberger Diözesanmuseum finden Sie hier.

Carola Marie Schmidt

Sie besuchte eine technische Fachschule für Textil-Design, bevor sie ihr Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien absolvierte. Ihr Studium führte sie von Krakau bis nach Arezzo, aber auch an das Courtauld Institute of Art nach London. Einschlägige Erfahrung bringt sie aus Umbau, Neugestaltung und Ausstellungskonzeption des Museums im Pflegerschlössl in Wagrain mit. Das auch durch die Europäische Union und das österreichische Bundesdenkmalamt geförderte Haus war Teil der Salzburger Landesausstellung 2018. Für die Erzdiözese Salzburg gestaltete sie den Audioguide und das Besucherleitsystem des Doms zu Salzburg mit. In Bamberg trat sie die Nachfolge von Holger Kempkens an, der jetzt das Diözesanmuseum in Paderborn leitet.