Ehlers, Gabriele und Vetter, Mathias: Zur Transparenzoffensive
Die deutschen Bischöfe haben nach dem Finanzskandal im Bistum Limburg eine Transparenzoffensive und die Offenlegung aller Finanzen beschlossen. Wie weit ist dieser Prozess im Erzbistum Bamberg?
Gabriele Ehlers: Wir hatten damals die sich auf kameralistischer Grundlage ergebenden Bilanzsummen veröffentlicht. Die Rechnungslegung des Erzbistums Bamberg gliederte sich bisher in die Teilbereiche Diözesansteuerhaushalt und Diözesanvermögen. Weitere kirchliche Körperschaften sind das Metropolitankapitel zu Bamberg, die Emeritenanstalt der Erzdiözese Bamberg, die den Pensionsfonds für die emeritierten Priester darstellt, sowie der Erzbischöfliche Stuhl, der dem Erzbischof für seine Aufgaben zur Verfügung steht. Wir legen für das Erzbistum Bamberg jedes Jahr einen Haushalt vor, dessen Zahlen jeder im Internet einsehen kann. Um noch mehr Transparenz zu schaffen, haben wir im Jahr 2016 begonnen, die Buchführung dieser Rechtspersonen auf handelsrechtliche Grundlagen umzustellen. In diesem Jahr werden beispielsweise für das Erzbistum Bamberg der Diözesansteuerhaushalt, das Diözesanvermögen und alle zugehörigen Dienststellen in einem Haushaltsplan und am Jahresende in einem Jahresabschluss vereinigt. Dann können wir im nächsten Jahr einen Geschäftsbericht mit einer auf Basis des Handelsgesetzbuchs erstellten Bilanz und Ergebnisrechnung veröffentlichen, wie er auch von großen Unternehmen vorgelegt wird.
Hier geht es ja um große Summen. Kann der Bischof ganz alleine entscheiden, was mit dem Geld passiert?
Mathias Vetter: Nein, weder der Bischof noch die Bistumsleitung können alleine über die Mittelverwendung entscheiden. Das letzte Wort über die Verwendung der Erträge des Erzbistums Bamberg hat der Diözesansteuerausschuss, der sich aus neun gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Kirchenverwaltungen der Pfarreien, drei gewählten Vertretern der Geistlichen und zwei ernannten Personen, z. B. Wirtschaftsprüfern, zusammensetzt. Dieses Gremium beschließt den Haushaltsplan und genehmigt den Jahresabschluss. Der Erzbischof ist zwar der Vorsitzende, aber er hat hier nur eine Stimme. Ich bin als Finanzdirektor nicht stimmberechtigt, weil ich die Beschlüsse des Diözesansteuerausschusses und seiner Unterausschüsse wie Finanzkommission und Rechnungsprüfungsausschuss umzusetzen habe. Damit wird klar: Die im Zusammenhang mit den kirchlichen Finanzen und der Mittelverwendung notwendige Trennung von Verwaltung und Aufsicht ist im Erzbistum Bamberg gewährleistet.
In diesem Jahr werden die Kirchensteuereinnahmen aufgrund der wirtschaftlichen Situation auf 173 Millionen Euro steigen. Was passiert mit dem Geld?
Gabriele Ehlers: Der größte Teil der Ausgaben, rund 41 Prozent, fließt in die Seelsorge. Über 19 Prozent werden für die Bereiche Schule, Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie 13 Prozent für Soziale Dienste wie den gesamten Bereich der Caritas bereitgestellt. Und wir haben wie jeder Arbeitgeber steigende Personalkosten: Unsere rund 7.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von Wirtschafts- und Verwaltungskräften über pädagogisches Personal und Lehrkräften bis zu den unterschiedlichen pastoralen Berufsgruppen, werden nach dem Arbeitsvertragsrecht der Bayerischen Diözesen in Anlehnung an den öffentlichen Dienst vergütet. Und wir müssen etwa 46 Millionen Euro für den Bauetat einplanen, mit dem neben pfarrlichen Gebäuden auch kirchliche Schulen, Einrichtungen der Caritas wie Alten- und Pflegeheime oder auch Bildungshäuser saniert werden. Außerdem nehmen wir seit einigen Jahren den Betrag von 1,5 Millionen Euro für Energie- und Klimaschutzmaßnahmen, vor allem in den Pfarreien, in den Haushaltsplan auf. Betrachtet man die Vielfalt der kirchlichen Aktivitäten, so lässt sich sagen, dass die Kirche auch viele Aufgaben übernimmt, die für die ganze Gesellschaft wichtig sind.
Alles Zahlen und Daten zum Haushalt des Erzbistums Bamberg finden Sie unter http://kirchensteuer.erzbistum-bamberg.de/.