Zeichen der Ökumene:Eine Kapelle - viele Gemeinden
Wer heute vom Kongresshaus Rosengarten in Coburg über den Rosengarten schaut, entdeckt in wenigen hundert Metern Entfernung die Nikolauskapelle. Auch wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar erscheint, hat sie doch eine lange Geschichte hinter sich und ist Zeichen der Ökumene in der Vestestadt.
Nahe der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen wurde in einem sumpfigen Gebiet, durch das sich die Itz schlängelt, im Jahr 1473 ein Siechenhaus mit einer Kapelle erbaut. Die Kapelle wurde dem heiligen Nikolaus geweiht, der als Helfer für Pilger, andere Reisende, in Not Geratene und ansteckende Erkrankte gilt. Denn auf der Reise Erkrankte und in der Stadt von ansteckenden Krankheiten Befallene fanden im Siechenhaus Zuflucht und Pflege.
Bis zum Jahr 1709 bestand das Siechenhaus, die Kapelle blieb jedoch bestehen. Nachdem sich im Coburger Land die Reformation durchgesetzt hatte, wurden ab 1529 in der Kapelle evangelische Gottesdienste abgehalten. Doch im Laufe der Jahrzehnte verfiel das kleine Gotteshaus zusehends, bis Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahr 1806 dem Wunsch der kleinen römisch-katholischen Gemeinde von Coburg entsprach, ihr die Kapelle zur Mitbenutzung zu überlassen.
Von der Kapelle zur Synagoge
Doch auch die Katholiken beklagten schon bald den ruinösen Zustand der Kapelle und – nachdem die katholische Gemeinde stets angewachsen war – zogen die Katholiken in ihre 1860 neu geweihte Kirche S. Augustin am Fuße des Festungsberges um. Nun diente die Nikolauskapelle wieder ausschließlich dem evangelischen Gottesdienst für die Bewohner des Armen- und Altenheimes und wurde wenig genutzt.
1873 stellte die israelitische Kultusgemeinde den Antrag, die Nikolauskapelle als Gotteshaus nutzen zu dürfen. Der Stadtrat, der damals eine tolerante Haltung den Juden gegenüber hatte, stimmte zu. So erfolgte ab 1873 der Umbau der Kapelle zur Synagoge. In den Altar, der in der Barockzeit in die Kirche eingebaut worden war, ein Toraschrank eingefügt, davor wurde ein Lesepult für die Torarollen aufgestellt.
Nach fast sechs Jahrzehnte langer Nutzung wurde der jüdischen Gemeinde im Jahr 1932 vom damals schon nationalsozialistisch geprägten Coburger Stadtrat das Nutzungsrecht für die Nikolauskapelle gekündigt. Von den Einrichtungsgegenständen blieb nichts erhalten.
Nach dem erzwungenen Auszug der jüdischen Gemeinde wurde die Kapelle zwischen 1933 und 1945 nicht genutzt. Nach Renovierungsarbeiten zog 1945 dann die evangelisch-freikirchliche Gemeinde der Baptisten ein und hielt dort bis 1961 ihre Gottesdienste. Seit 1962 nutzt bis heute die Alt-Katholische Gemeinde von Coburg die Kapelle als ihr Gotteshaus.