Erzbischof Dr. Ludwig Schick: Über Weihnachten trotz Corona
Erzbischof Ludwig Schick: "Weihnachten fällt nicht aus"
Wir haben den Bamberger Erzbischof über das Fest der Liebe in ganz besonderen Zeiten befragt.
Herr Erzbischof, Ostern haben wir dieses Jahr schon im Corona- Modus gefeiert. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür, und es gibt immer noch keine Entwarnung. Wie werden wir Weihnachten feiern?
Weihnachten fällt nicht aus, so wie Ostern auch nicht ausgefallen ist. Aber es wird anders sein. Wir werden unsere Gottesdienste zu den üblichen Zeiten feiern, aber mit den dann geltenden Beschränkungen, die uns staatliche Behörden vorgeben. Deshalb werden die Kirchen an Heiligabend leider nicht so voll sein können wie sonst. Es werden auch Gottesdienste im Freien stattfinden. Die Einzelheiten müssen vor Ort geregelt werden. Aber vielleicht kann ja der eine oder andere diesmal am 25. oder 26. Dezember eine Weihnachtsmesse besuchen statt am Heiligen Abend. Und wer aufgrund der Schutzmaßnahmen gar nicht in die Kirche kann oder will, der sollte die Möglichkeit nutzen, einen Fernsehgottesdienst anzusehen oder im Livestream mitzufeiern. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, einen Hausgottesdienst zu feiern; Anregungen für die Feier am Heiligen Abend finden sich auch im Gotteslob unter Nr. 26 oder hier im LEBEN-Magazin.
Manche werfen der Kirche vor, sie habe sich in der Corona-Zeit zurückgezogen und vorschnell die Türen dicht gemacht. Ist das so?
Die Kirchen waren immer offen, auch während des Lockdowns zum persönlichen Gebet. Bei allen Maßnahmen haben wir uns an die staatlichen Vorgaben gehalten; das Schutzkonzept der bayerischen Bistümer wurde gemeinsam mit der Staatsregierung erarbeitet. Und wir haben immer darauf gedrungen, dass die Lockerungen, die für andere Veranstaltungen oder Personen beschlossen wurden, auch für die Kirchen gelten. Die Seelsorge hat auch keine Pause gemacht. Im Gegenteil. Die Seelsorgeteams in den Pfarreien, aber auch in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen, in Gefängnissen, bei der Caritas, in der Telefonseelsorge usw. waren und sind immer für die Menschen da.
Was halten Sie davon, wenn die Corona-Pandemie als „Strafe Gottes“ bezeichnet wird?
Das ist sehr zynisch, um nicht zu sagen Gotteslästerung. Gott liebt die Menschen und will, dass es uns gut geht. Die Frage, warum Gott das Leiden in der Welt zulässt, wird seit Menschengedenken gestellt. Wir können sie nicht beantworten. Dabei geht es sowohl um das Leiden in der Welt, als auch um schlimme Ereignisse im ganz persönlichen Bereich, z. B. Krankheiten, Unfälle oder wenn ein naher Verwandter oder guter Freund plötzlich stirbt. Da kommt jeder Mensch in die Situation, dass er fragt: Wo warst du, Gott? Auch ein Bischof ist davon nicht befreit. Glauben ohne Zweifel gibt es nicht. Glaube an Gott ist nicht die Antwort auf alle Fragen, sondern der Motor, Antworten zu suchen und die Anforderungen des Lebens zu bewältigen. Beten wir, dass Corona bald vorbei ist und wir wieder ein normales Leben führen könne, das aber ruhig etwas anders sein darf als vor Corona: entschleunigter, achtsamer, kommunikativer und hilfsbereiter.
Gottesdienste online
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