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Franssen, Astrid: Zur Gleichstellungsanalyse

Astrid Franssen
Die Gleichstellungsbeauftragte im Ordinariat des Erzbistums kümmert sich unter anderem um die Chancengleichheit von Frauen und Männern, beispielsweise in der Personal- und Organisationsentwicklung, sowie um familienfreundliche Arbeitsbedingungen.
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.19
Von:
Von Maike Wirth

Warum gab es in diesem Jahr eine Gleichstellungsanalyse?

Seit 2003 gibt es eine Ordnung zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Erzbistum Bamberg. Sie gibt vor, dass in regelmäßigen Abständen eine Gleichstellungsanalyse vorgenommen wird. Ziel ist es, Frauen im Erzbistum Entwicklung-s und Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten und eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf zu ermöglichen. Im Frühjahr gab es deswegen eine Neuauflage dieser Analyse.

Was sind die zentralen Ergebnisse der neuen Gleichstellungsanalyse?

Ein erster wichtiger Punkt ist die Altersstruktur unserer Belegschaft. Sie ist sehr auffällig wir überaltern. Das bedeutet, wir werden bis 2025 etwa ein Drittel unserer Belegschaft verlieren, weil sie aus dem aktiven Dienst ausscheidet bis 2030 sogar etwa die Hälfte. Andersherum haben wir viel zu wenig junge Mitarbeiterinnen und noch weniger junge Mitarbeiter. Das Problem existiert nicht nur in der Pastoral, sondern auch insgesamt. Für junge Männer scheint eine Stelle in der katholischen Kirche weniger attraktiv zu sein, vielleicht auch, weil sie andere Gehaltsvorstellungen haben, als wir ihnen bieten können. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass der Frauenanteil mit zwei Dritteln bei uns insgesamt sehr hoch und in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Das ist zunächst sehr positiv. Was allerdings stark auffällt: Es gibt immer noch einen großen Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern. Das liegt zum einen daran, dass viele Frauen in deutlich niedrigeren Entgeltgruppen eingestuft sind als Männer beispielsweise, weil sie häufig im Bereich der Bürokommunikation tätig sind. Zum anderen liegt es daran, dass zwei Drittel der Frauen in Teilzeit arbeiten, was oft für eine berufliche Weiterentwicklung und Karriere hinderlich ist. Ein dritter wichtiger Punkt: Zum Thema „Frauen in Führung“ hat sich seit der letzten Gleichstellungsstudie 2011 leider nichts getan. In der obersten Führungsposition liegt der Anteil der Frauen nach wie vor bei 12,5 Prozent, und bei allen anderen Stellen mit Führungsverantwortung liegt der Anteil von Frauen bei 20 Prozent.

Was ergeben sich für Handlungsempfehlungen?

Aus den Punkten ergeben sich Fragen und Herausforderungen: Wie werden wir als attraktiver Arbeitergeber sichtbar? Welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Beschreiten wir neue Wege, um auch in Teilzeit Karriere machen zu können? Welche Rahmenbedingungen müssen wir schaffen, um Leitungsstellen auch für Frauen attraktiv und erreichbar zu machen? Wenn man nun davon ausgeht, dass aktuell zwei Drittel unserer Frauen in Teilzeit arbeiten, könnte man das z. B. als noch nicht ausgeschöpfte Ressource sehen. Wir haben die Chance, diese Frauen weiterzuentwickeln, und könnten ihnen nach ihrer Familienphase die Möglichkeit bieten, neue berufliche Wege zu gehen. Das Positive ist, dass die aktuelle Gleichstellungsanalyse von allen Seiten sehr unterstützt wurde und mit viel Interesse aufgenommen wird. Die spannende Frage ist nun, ob diese positive Grundstimmung in den nächsten Jahren dazu führt, dass sich in den Strukturen etwas verändert und von den vielen Positionen, die in den nächsten Jahren frei werden auch Führungspositionen deutlich mehr tatsächlich mit Frauen nachbesetzt werden. Von Seiten der deutschen Bischofskonferenz gibt es dazu ein klares Bekenntnis: Bundesweit soll mindestens ein Drittel der Leitungsstellen in Bistumsverwaltungen mit Frauen besetzt werden. Dazu könnten wir jetzt schon anfangen, Frauen weiterzuentwickeln und ihnen z. B. Zusatzqualifikationen ermöglichen oder das Mentoring ausweiten. Eine weitere Möglichkeit wäre, neue Arbeits- und Leitungsmodelle anzudenken wie z. B. TopSharing bei Führung in Teilzeit.

Was Erzbischof Ludwig Schick zum Thema "Frauen in kirchlichen Führungspositionen" sagt, lesen Sie hier. 

Wie die Kirche mehr Frauen in Führungspositionen bringen will, lesen Sie hier.