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ein kleines Wort mit großer Bedeutung:Frieden

Was ist Frieden? Was stellt sich jeder Einzelne darunter vor und was macht Frieden aus? Die katholischen Hilfswerke haben gemeinsam mit den Bistümern eine Jahresaktion zum Themenfeld „Frieden“ gestartet, um die Aufmerksamkeit auf die weltweite Friedensarbeit der Kirche zu lenken. Vor diesem Hintergrund haben wir verschiedene Menschen im Erzbistum nach ihren Vorstellungen zum Thema Frieden – gerade in Zeiten der Pandemie – befragt.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.20
Von:
Redaktion Leben

Ludwig Schick

Erzbischof von Bamberg

Schick

"Reinhold Schneider schrieb nach dem Zweiten Weltkrieg: „Der Friede der Welt muss in unserem Herzen, in unserem Haus den Ursprung nehmen.“ Wer im eigenen Herzen und Haus alles für den Frieden tut, kann auch zum glaubwürdigen Akteur für den Frieden in der Einen Welt werden. Wie kann man Frieden im eigenen Herzen finden, um dann zum Frieden in der Welt beizutragen? Vielleicht können auch Krisen – wie die Corona-Pandemie – dazu beitragen!

Hierzu möchte ich mit Ihnen eine Erinnerung an meine Kindheit und Jugend teilen. Von den Bäuerinnen und  Bauern, den Handwerkern und Hausfrauen zu Hause habe ich viel Theologie und Pastoral gelernt, vielleicht mehr als in meinen vielen Studien, die mir aber auch sehr wichtig und wertvoll sind. Bei Katastrophen, Unglücken, Schwierigkeiten, Kalamitäten litten meine Landsleute mit den Betroffenen mit und packten zugleich tatkräftig an, um mit Einsatz und Hilfsbereitschaft die jeweilige Situation zu meistern. Dabei hörte ich oft von ihnen die rhetorische Frage: „Wer weiß, wofür es gut ist?“ Wer weiß, wofür Zeiten des Lockdown, der Einschränkungen und der Entbehrungen gut sind, die im Laufe der Geschichte immer wieder einmal vorkommen? Vielleicht, um unsere Achtsamkeit füreinander zu stärken, um die Gleichgültigkeit zu überwinden, die Hilfsbereitschaft zu mehren, mehr Nachdenklichkeit zu pflegen über den Sinn, den Wert und das Ziel des Lebens, um Mäßigung im Genießen und Verbrauchen neu einzuüben, um zu verstehen, dass unsere Zeit endlich ist und unser Wissen, unsere Möglichkeiten und unsere Welt begrenzt sind, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen und wir Menschen nicht Gott ersetzen dürfen! Vielleicht dazu gab und gibt es Krisen-Zeiten! Wenn sie so angenommen werden, können sie den Frieden in unseren Herzen und Häusern mehren und uns zu Friedensstiftern in der Welt machen.

„Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“, verheißt uns Jesus in der Bergpredigt. Der christliche Glaube bietet keine schnellen Antworten und vordergründige schon gar nicht, aber er führt zu tieferen Einsichten für ein gutes Leben und ein angemessenes Handeln und er hält den Himmel des Vertrauens und der Zuversicht offen. So trägt er zum Frieden in unseren Herzen, in unseren Häusern und in der Welt bei.“

Melanie Huml

Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege

Huml

"In Frieden und Freiheit leben zu können, sollte ein Grundrecht jedes Menschen sein. Tatsächlich ist es ein Privileg, das eben leider nicht allen Menschen unserer Erde zuteilwird. Um das zu ändern, kann jeder bei sich selbst beginnen. Mutter Teresa sagte einst so treffend: „Frieden beginnt zu Hause und in unseren eigenen Herzen.“

Dorothea Greiner

Evangelische Regionalbischöfin von Bayreuth

Greiner

"Frieden in Zeiten von Corona ... Die Beziehungen zu Gott und den Menschen auf neue Weise pflegen – dankbar für das, was möglich ist.“

Schwester Magdalena Winghofer CJ

Stadtjugendseelsorgerin in Nürnberg

Schwester Magdalena

"Frieden ist für mich kein abstrakter Zustand, den man irgendwann erreicht hätte. Frieden ist vielmehr eine fortdauernde, sehr konkrete Aufgabe für das Denken, Reden und Handeln, im kleinen Alltag wie in der großen Weltpolitik.“

Paul Maar

Kinderbuchautor

Paul Maar

"Den großen Frieden in der Welt, die Abwesenheit von Krieg, können wir zwar wünschen. Gleichzeitig wissen wir, dass die Erfüllung dieses Wunsches nicht in unserer Macht steht.

Woran wir aber aktiv arbeiten können, ist der Frieden in unserem persönlichen Umkreis. Im Freundeskreis, in der Familie. In Zeiten der Isolation durch das Corona-Virus sind Achtsamkeit, Geduld und Einfühlungsvermögen gefordert. Besonders den Schwächsten gegenüber, unseren Kindern, die gezwungen sind, ohne ihre Freunde, Freundinnen, Kindergarten- oder Schulkameraden/innen auszukommen, sollten wir versuchen, nachsichtig zu sein und nicht die Geduld zu verlieren. Kinder gehen schwerer mit der ungewohnten Situation um als die Erwachsenen, die den Sinn dieser Maßnahmen besser nachvollziehen können.“

Nora-Eugenie Gomringer

Lyrikerin, Rezitatorin und Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg

Gomringer

"In dieser Corona-Zurückgezogenheit merke ich, wie viele Stürme ich in mir habe. Also oft gar keinen Frieden, obwohl um mich die Welt so still wird. Unheilvoll still, fühle ich. Jeden Tag versuche ich durch die Einhaltung einer gewissen Routine, die Stürme zu beschwichtigen und mehr Frieden zu erlangen. Gespräche mit meinen Mitarbeitern helfen sehr, mein Partner, dem ich zwischendurch immer eine Nachricht senden kann und der rasch antwortet, auch. Aber eben auch das Zulassen der Stille in mir drin. Ich habe kein „Friedensrezept" und der Friede ist wohl die Stille und das Aushalten verschiedener auch widerstreitender Kräfte. Er bleibt ein 20 Wunsch und Ziel.“

Felix Sproß

Handballspieler beim Bundesligisten HSC 2000 Coburg

Sproß

"Frieden ist für mich das Erfahren von Selbst- und Nächstenliebe, die Fähigkeit zu vergeben, die Kompetenz
des sozialen Miteinanders, der Mut zur konstruktiven Diskussion und die Dankbarkeit für die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen.“