Organisationstalent:Gemeinsam stark!
Durch ein prächtiges Blumenmeer führt der kurze Weg vom Kirchenplatz ins zentrale Pfarrbüro des Katholischen Seelsorgebereichs Aurach-Seebachgrund in Herzogenaurach. Drinnen ist Gemurmel zu hören. Viele offene Türen führen direkt vom Flur aus in kleine Büros. An der einen Wand hängt der aktuelle Urlaubsplan, an der anderen ein Bild von Herzogenaurach aus der Vogelperspektive. Alles wirkt aufgeschlossen und freundlich. Genau wie Renate Mathes. Sie ist die erste Verwaltungsleiterin, die das Erzbistum Bamberg eingestellt hat.
Im Jahr 2014 ging ihre Stelle als eines von mehreren Pilotprojekten an den Start. Das Ziel: testen, ob durch die gezielte Einstellung von BWL-Profis Pfarrer dauerhaft von Verwaltungsaufgaben entlastet werden können. Seitdem sind fünf Jahre vergangen. Der Pilot gelang.
Mit großem Erfolg. Es habe zwar einige Zeit gedauert, bis die Leute verstanden hätten, was eine Verwaltungsleiterin genau mache, blickt Mathes zurück. Und dass nicht jeder für jedes Anliegen den Pfarrer bräuchte, sei auch ein Lernprozess gewesen. Mittlerweile laufe es aber richtig gut. „Wenn es um die Seelsorge geht – ganz klar, dann gehört das Anliegen zum Pfarrer. Aber bei Verwaltungsangelegenheiten können wir im Pfarrbüro weiterhelfen“, betont Mathes. Sie ist davon überzeugt, dass Pfarrer und Verwaltungsleitung voneinander profitieren können. „Der Pfarrer hat Theologie studiert und ich BWL – das ist für die Leitung einer Pfarrei die optimale Ergänzung.“ Trotzdem bleibe der Pfarrer aber immer der Leiter der Gemeinden.
Der Pfarrer hat Theologie studiert und ich BWL – das ist für die Leitung einer Pfarrei die optimale Ergänzung."
Zu den Hauptaufgaben der Nürnbergerin gehören Aufbau und Leitung des zentralen Pfarrbüros für den Seelsorgebereich und damit die Koordination von aktuell insgesamt 18 Mitarbeitenden. Pfarrsekretärinnen, Mesner und Hausmeister, Kirchenmusiker, Organisten, Buchhalterin, Friedhofsgärtner und Reinigungskräfte – Renate Mathes ist für ihre Belange erste Ansprechpartnerin. „Bei den vielen unterschiedlichen Aufgabenbereichen muss man immer den Überblick behalten und gut koordinieren und delegieren. Ich klinke mich dann ein, wenn Fragen auftreten, es Schwierigkeiten gibt oder Entscheidungen zu treffen sind.“ Besonders wichtig ist es Mathes, dass immer jemand ansprechbar ist: „Es soll bei uns niemand vor der verschlossenen Tür stehen.“ Konkret heißt das, dass das Pfarrbüro auch in der Mittagszeit geöffnet bleibt und einmal in der Woche auch bis in den Abend hinein.
Die Begleitung von baulichen Maßnahmen aller Art ist ein weiterer Schwerpunkt im Aufgabenbereich der BWLerin, die lange als Programmiererin in einem Softwarehaus gearbeitet hat. Aktuell bekommt beispielsweise Niederndorf eine neue Kindertagesstätte und Räume für die Pfarrei. „Da bin ich als Ansprechpartnerin für die Architekten zuständig und kontinuierlich an allen Planungen beteiligt“, erzählt Mathes. Sie kümmert sich aber nicht nur um Neubauten, sondern auch um die Instandhaltung aller anderen Gebäude oder Straßen, die den Kirchenstiftungen gehören – angefangen beim immer wiederkehrenden Wasserfleck im Gemeindehaus, bis hin zum defekten Tor der Tiefgarage oder dem feuchten Keller eines Mieters. „Ich habe eine dicke Mappe, da kommt immer alles rein, was grad aktuell anliegt – langweilig wird’s einem hier nie“, lacht die Verwaltungsleiterin.
Es ist wichtig, gute Rahmenbedingungen für die ganz verschiedenen Aufgabenbereiche unserer Ehrenamtlichen zu schaffen, sie in ihrem Tun zu unterstützen und zu motivieren.“
Ein Dauerbrenner in ihrer Ordnermappe ist der Friedhof. „Da gibt es ständig was zu planen. Immer aufs Neue stelle ich mir die Fragen: Wie kann unser Friedhof attraktiv bleiben? Welche Trends sind zu bedenken und welche nicht?“ Auch ein Friedhof verändert sich und so individuell wie die Menschen in unserer Gesellschaft sind, so individuell sind mittlerweile auch die Bestattungswünsche. „Natürlich versuchen wir, den Wünschen der Menschen gerecht zu werden.“ Das bedeutet, egal ob Baumurnengräber mit biologisch abbaubaren Urnen, Urnenerdkammern oder klassische Sarggräber − auf dem Kirchenfriedhof in Herzogenaurach ist (fast) alles möglich. „Hier bereitet mir gerade das konzeptionelle Arbeiten große Freude“, berichtet Renate Mathes.
In eine ganz andere Richtung bewegt sich der bunte Strauß der Aufgabenbereiche, wenn es um die Mitarbeit in den Gremien (z. B. Kirchenverwaltungen) und die Betreuung der Ehrenamtlichen geht. „Da ist es wichtig, gute Rahmenbedingungen für die ganz verschiedenen Aufgabenbereiche unserer Ehrenamtlichen zu schaffen, sie in ihrem Tun zu unterstützen und zu motivieren.“ Über 400 Frauen und Männer arbeiten im Seelsorgebereich ehrenamtlich mit. Und das mit großer Leidenschaft – wie sich zum Beispiel am liebevoll gepflegten Archiv oder der perfekt ausgestatteten Kleiderkammer ablesen lässt.
„Ich liebe diese Arbeit“, resümiert Mathes. Es erfordere viel logisches Denkvermögen, Organisationstalent und die Lust darauf, immer den Überblick zu behalten. „Genau deshalb dachte ich mir 2014, als ich die Ausschreibung gesehen habe: Das ist meine Stelle.“
Der Hintergrund
Aus dem Bistumsprozess „Erzbistum mitgestalten“ sind 35 neue Seelsorgebereiche hervorgegangen. Es ist vorgesehen, für jede dieser Einheiten in den nächsten drei Jahren eine Verwaltungsleitung zu finden. Ziel ist es, das pastorale Personal, insbesondere den Leitenden Pfarrer, von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Dank der Erfahrungen aus den Pilotprojekten konnten die Aufgaben der Verwaltungsleitungen genauer erfasst werden.
Die Aufgaben
Die Verwaltungsleitung ist direkt dem Leitenden Pfarrer unterstellt. Sie arbeitet vor Ort mit den kirchlichen Gremien zusammen und unterstützt Ehrenamtliche bei ihrem Engagement. Sie verantwortet die gesamte Verwaltung des Seelsorgebereichs und führt die nicht-pastoralen Mitarbeitenden, z. B. die Beschäftigten im Pfarrbüro. Darüber hinaus zeichnet sie verantwortlich für Finanzen und Vermögen sowie für die Liegenschaften. Für das Erzbischöfliche Ordinariat ist sie die zentrale Ansprechpersonen für alle Fragen zu Verwaltungsaufgaben im Seelsorgebereich.
Der Ablauf
Die ersten Einstellungen werden im Frühjahr 2020 in den Katholischen Seelsorgebereichen Frankenwald und Kronach erfolgen. Der Stellenumfang der jeweiligen Verwaltungsleitung wurde in Abhängigkeit von den Beschäftigten, des Gebäudebestandes und der Anzahl der Katholiken im Seelsorgebereich berechnet, sodass halbe, dreiviertel und ganze Stellen für Verwaltungsleitungen ausgeschrieben werden.
Jetzt bewerben!
Renate Mathes hat die Herausforderungen der Verwaltungsleitung angenommen − und was ist mit Ihnen? Für die neu strukturierten 35 Seelsorgebereiche sucht das Erzbistum in den nächsten drei Jahren motivierte Frauen und Männer. Vielleicht sind Sie die oder der Nächste?
Weitere Informationen und aktuelle Stellenausschreibungen finden Sie unter www.verwaltungsleitung.erzbistum-bamberg.de
Wir haben Heinrich Hohl, den Koordinator des Bistumsprozesses "Erzbistum mitgestalten" gefragt, welche Anforderungen die künftigen Verwaltungsleiter erwartet. Seine Antworten lesen Sie hier.