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Kreßmann, Harald: einen Hochschulseelsorger

Harald Kreßmann ist Pastoralreferent und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Erlangen. Damit ist er einer von bundesweit 209 Hauptamtlichen, die sich in der katholischen Hochschulseelsorge um die Anliegen Studierender und junger Akademikerinnen und Akademiker kümmern. Wir haben nachgefragt, was das bedeutet.
Datum:
Veröffentlicht: 15.4.24
Von:
Dominik Schreiner

Eine Katholische Hochschulgemeinde – was ist das eigentlich?

Wir sind eine Gemeinde an der Universität, in der Studierende aller Fachrichtungen, Länder,  Religionen und Konfessionen willkommen sind. Im Hochschulumfeld, in dem es oft recht anonym zugeht, bieten wir eine Heimat auf Zeit. Hier findet man Gleichgesinnte, die den Glauben ebenfalls als einen wichtigen Aspekt ihres Lebens verstehen. Jeden Dienstag, nach dem Gottesdienst in unserer hauseigenen Kapelle, kochen und essen wir gemeinsam. Danach gibt es ein buntes Programm – von akademischen Vorträgen über Kleinkunstdarbietungen bis hin zu internationalen Abenden. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Aktionen, Arbeitskreise und Angebote – wir organisieren zum Beispiel die örtliche Nacht der Lichter, spielen Konzerte in Seniorenheimen oder betreuen im Advent die gemeinnützige Geschenkbaumaktion. Außerdem sind wir Anlaufstelle für Studierende in seelischer, finanzieller oder anderweitiger Not. Ohne die vielen aktiven Mitglieder, die sich ehrenamtlich einbringen und auch in der Gemeindeleitung die Richtung vorgeben, wäre all das nicht möglich. Für diesen Zusammenhalt sind wir sehr dankbar.

Inwiefern passen Wissenschaft und Spiritualität überhaupt zusammen? Schließt das eine nicht das andere aus? 

Meiner Ansicht nach sind Wissenschaft und Spiritualität keine grundlegenden Gegensätze, keine unterschiedlichen Realitäten. Man sollte sie eher als unterschiedliche Sichtweisen auf dieselbe Realität begreifen. Sichtweisen, die sich gut ergänzen können. Eine spannende Auffassung zu dieser Grundfrage hatte die Heilige Edith Stein, die ja Akademikerin durch und durch war. In einem Brief schrieb sie einmal, dass sie „Wissenschaft als Gottesdienst“ verstehe. Vielleicht versteckt sich Gott tatsächlich nicht nur in der existenziellen Frage nach dem Sinn des Lebens, vielleicht können wir ihn auch in den ganz kleinen Fragen erkennen, die tagtäglich an der Technischen Fakultät oder im Biologie-Hörsaal gestellt werden.

Wie viel Anklang finden Glaube, Kirche und KHG heutzutage bei jungen Studierenden?

Im universitären Umfeld identifizieren sich nur noch wenige mit der Institution Kirche. Ganz im Gegenteil, es wird eher gefragt: „Wie kann man da noch dabei sein?“ Dennoch haben viele Studierende das Bedürfnis nach Gemeinschaft, Heimat und Sinn – also im Grunde nach den Kernwerten des christlichen Glaubens. Unsere Aufgabe als KHG kann es da nur sein, die Leute zu uns einzuladen und ihnen einen Raum zu bieten, von dem sie hoffentlich sagen: „Hier bin ich willkommen, hier möchte ich bleiben, hier kann ich gute Beziehungen knüpfen zu anderen Menschen, zu mir selbst und letztlich vielleicht sogar zu Gott.“ Anklang finden wir also sicher nicht in Formalitäten oder im Schriftzug „Katholische Kirche“, sondern vielmehr in dem, was wir verkörpern: authentisch gelebte christliche Gemeinschaft und die Erfüllung, die daraus erwächst.