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Lübbers, Tobias: Zur Werkstatt NGL

Tobias Lübbers
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.17
Von:
Von Hendrik Steffens

Wie fromm sollte man sein, um Neue Geistliche Musik zu machen?

Ganz und gar gottselig, wie Luther das nennen würde, aber trotzdem rebellisch. Wer Popmusik macht, in jeglicher Couleur, hat oft schon eine spirituelle Ader, weil diese Musik das Leben thematisiert in all seiner Tiefe. Und da stoßen viele Musikerinnen und Musiker unmittelbar an religiöse Fragen. Insofern sind die NGLer von heute sicher zumeist fromm. Aber fromm im Sinne einer nur vorgespielten Frömmelei ist der Szene fremd. Es geht um echten, authentischen Glaubens-Ausdruck, der – zumindest gefühlt – auch mal die kirchliche Tradition gegen den Strich bürsten mag.

Warum ist es gut, dass das Erzbistum Bamberg seit 25 Jahren eine Werkstatt Neues Geistliches Lied hat?

So viele Glaubensbiographien sind inzwischen durch das NGL geprägt. Selbst bei goldenen Hochzeiten wird NGL gewünscht, weil die Sacropop-Lieder der ersten Stunde diese Menschen ihr Leben lang begleitet und seelisch genährt haben. Auch heute gibt es christliche Popmusik, die junge Menschen (allen Alters) in ihrer religiösen Existenz anspricht. Die Werkstatt NGL ist eine hervorragende Einrichtung im Erzbistum Bamberg, um solche Musik zu verbreiten und die Musikerinnen und Musiker zu qualifizieren. Das ist eine zutiefst pastorale und sinnvolle Tätigkeit.

Bis heute gibt es von einigen hohen Geistlichen Widerstand gegen das NGL. Was sagen Sie den Kritikern?

Wenn selbst aus dem Vatikan zu hören ist, dass der Pop die liturgische Musik stimulieren kann – so Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Kulturrates Anfang Februar 2017 –, dann mache ich mir um theologischen Widerstand keine Gedanken mehr. Jeder Mensch hat natürlich seinen Musikgeschmack, auch Bischöfe, Kardinäle und Päpste. Von Benedikt XVI. weiß man, dass er gerne Mozart hört. Aber ist deshalb alle andere Musik unheilig? Das Konzil hat die Vielfalt der Kirchenmusik gewürdigt (SC 37) und hierin gerade auch die Lieder der Völker (SC 119), womit ja u. a. die afro-amerikanischen Stile, die Wurzeln der Popmusik, gemeint waren. Und auch Benedikt XVI. hat als Kardinal Ratzinger in seinen Büchern mehrfach „die Freude über die Offenheit für fremde Kulturen“ geteilt. Es gibt nicht heilige und unheilige Musikstile, nur gut oder schlecht gemachte Kirchenmusik, traditionelle wie popularmusikalische. Die Zukunft liegt in der professionellen Förderung des NGL. Im Bistum Essen suchen sie gerade Pop-Kantoren. Und im Erzbistum Bamberg gibt es seit 25 Jahren die Werkstatt Neues Geistliches Lied.