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Beten - Ganz leicht:Mein Draht zu Gott

Mein Draht zu Gott
Datum:
Veröffentlicht: 4.7.23
Von:
Stefan Fleischmann

Was ist Beten eigentlich genau?
Theresa von Avila hat einmal gesagt: „Mit ihm kann ich reden wie mit einem Freund, obgleich er der Herr ist.“ Das ist eine wunderschöne Formulierung dessen, was Beten bedeutet. Wie in einer guten Freundschaft tritt man dabei mit Gott in Beziehung und kann ihm mitteilen, was gerade ansteht, was einem auf dem Herzen liegt oder wo der Schuh drückt.

Kann man Beten „lernen“?
Auch Jesus wurde einmal gefragt: „Herr, lehre uns beten – wie geht das überhaupt?“ Jesus hat eine sehr gute Beziehung zu seinem Vater und sagt einfach: „Abba“, „Vati“. Was dann folgt, ist das „Vaterunser“, das Gebet, das Christinnen und Christen weltweit in verschiedenen Sprachen beten. Es ist das Alltagsgebet schlechthin, denn es geht um Gott und die Welt: um tägliches Brot, um eine bessere Welt, um Vergebung, Versuchung und Not. So sind das Vaterunser und andere vorgegebene Gebete eine wertvolle Hilfestellung dafür, das Beten einzuüben, zu praktizieren und in den Alltag zu integrieren.

Wie ist das möglich?
Als Christinnen und Christen können wir mit Gott in Kontakt kommen, weil er in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus zu einem „Du“ geworden ist. Ist das nicht großartig? Die Emmausjünger erfahren diesen scheinbar unbekannten Weggefährten als einen guten Gesprächspartner, als sie von Jerusalem nach Emmaus unterwegs sind. Er gesellt sich zu ihnen, hört zu und ist einfach da. Am Abend stellt sich heraus: Der treue Wegbegleiter ist Jesus selbst. Und sie sagen zueinander: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“

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Ist es wichtig, wann und wo ich bete?
Beten kann man immer und überall: vor der Mahlzeit, beim Spaziergang, in der Kirche. Die Glocken, die am Morgen, am Mittag und am Abend läuten, erinnern uns daran, an Gott zu denken und bewusst in seiner Gegenwart zu leben. Da braucht es nicht viele Worte: „Hey, super, dass du da bist!“ Oder man hat ein konkretes Anliegen und zündet dafür in der Kirche eine Kerze an. Einfach da sein in dem Bewusstsein, dass auch ER da ist. Unser Alltag bietet viele Möglichkeiten, dem liebenden Gott Raum zu schenken und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Auf Dauer ist es sicher hilfreich, einen Anknüpfungspunkt zu finden, mit dem das Gebet zu einem festen Ritual wird, so dass die Beziehung zu Gott nicht nur vor sich hinplätschert.

Wofür soll Beten gut sein?
In der Taufe hat Gott jede und jeden von uns ganz liebevoll beim Namen gerufen: „Du, ich liebe dich! Aus meinen Händen fällst du niemals heraus.“ Das Gebet ist sozusagen die Antwort darauf – jeden Tag neu. Man könnte auch sagen: „Der liebe Gott und ich haben eine Verbindung und treten immer wieder miteinander in Kontakt.“

Was bringt es mir?
Im Gebet kommt man mit seinem Innersten in Berührung. Man fasst in Worte, was man gerade fühlt, spürt, bestaunt, was man in Frage stellt, was einen zweifeln oder jubeln lässt. Darüber hinaus besitzt das Gebet eine besondere Kraft: Es führt zusammen und schafft ein Gemeinschaftsband mit Gott. Die tägliche Erfahrung, geliebt zu werden und füreinander da zu sein, tut jeder und jedem gut! Es stärkt das Vertrauen, dass ein liebender Gott über allem steht.

Noch ein Tipp?
Kinder machen uns vor, wie leicht Beten sein kann und wie viel Freude es bringt: Singen, spielen, klatschen – alles ist erlaubt, weil Beten ein ganzheitliches Geschehen ist. Man ist mit Leib, Geist und Seele bei einem guten Freund.

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Von Stefan Fleischmann

Der Leitende Pfarrer im Seelsorgebereich Hofer Land war viele Jahre lang Ausbildungsleiter an den Priesterseminaren in Würzburg und Bamberg. Experte für das Beten ist er als Geistlicher sowieso. Und seinen Erfahrungsschatz gibt er gerne weiter – hier im Heft, in seinem Alltag als Seelsorger oder auch bei regelmäßigen Runden zum „Nordic Walking mit spirituellen Impulsen“.

Wer jetzt noch Fragen zum Beten hat oder sich mit Anregungen und Ideen an Stefan Fleischmann wenden möchte, kann ihn unter der E-Mail-Adresse stefan.fleischmann@erzbistum-bamberg.de erreichen!