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Michael Schofer im Interview

Schofer
Michael Schofer ist zuständig für die Arbeitsstelle Ständiges Diakonat und arbeitet selbst auch als Diakon.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.20
Von:
Maike Wirth

Was ist ein (Ständiger) Diakon, in welcher Weise kann dieses Amt ausgeführt werden und was sind die wichtigsten Aufgaben?

Der Diakonat als ein selbständiges Amt ist bereits aus der Urkirche bekannt. Dort wird von Diakoninnen und Diakonen berichtet, die zum „Dienst an den Tischen“, d. h. im Auftrag der praktischen Nächstenliebe, aber auch zur Verwaltung der Güter bestellt wurden. Schon von jeher sollten die Diakone „Brückenbauer und Grenzgänger“ sein, in Liturgie, Verwaltung und caritativer Fürsorge. Sie sind Abbilder des „Urdiakons“ Jesus Christus, der den Dienst am Nächsten und die Grundhaltung des Dienens vorgelebt hat. Daraus definieren sich auch die Aufgaben. Die Diakone sind „geweiht zum Dienst“. In der „Kirchenkonstitution“ Lumen Gentium des Zweiten Vatikanischen Konzils sind einige Tätigkeitsfelder aufgezählt, z. B. Aufgaben in der Liturgie (u. a. Taufspendung, Assistenz bei der Eheschließung, Krankenkommunion, Predigtdienst) und auch Aufgaben der Caritas und Nächstenliebe. Der Begriff „Ständiger Diakon“ kennzeichnet, dass hier nicht der Diakon auf dem Weg zum Priester gemeint ist, sondern dass es sich um ein eigen„ständiges“ Amt handelt.

Seit mittlerweile 50 Jahren sind im Erzbistum Bamberg Ständige Diakone tätig. Wie hat sich das Amt in dieser Zeit verändert?

In der Anfangsphase war es für die Ständigen Diakone nicht einfach, in den Gemeinden ihren Platz zu finden. Manche Pfarrer wussten mit den neuen pastoralen Mitarbeitern nichts anzufangen, und es gab teilweise auch aus Unwissenheit oder durch Vorurteile Widerstand aus den Gemeinden. Im Lauf der Zeit konnte sich der Ständige Diakonat aber gut weiterentwickeln, nicht zuletzt durch die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen pastoralen Berufsgruppen. Mit der Einführung des Diakons mit Zivilberuf im Jahr 1994 gewann der Ständige Diakonat eine wichtige Komponente hinzu, denn durch die Verbindung von beruflichem Engagement in der Arbeitswelt und diakonischem Dienst in der Gemeinde kann der Ständige Diakon noch deutlicher als bisher Brückenbauer sein, einer der im sozialen Netzwerk der Kirche von heute Knoten nach außen knüpft und gleichzeitig Verbindung nach innen hält. Durch veränderte Strukturen innerhalb der Erzdiözese müssen auch die Diakone in der Seelsorge vor Ort und in den pastoralen Teams neu zu ihren Aufgaben finden. Dabei geht es für sie nicht darum, nur „Lückenbüßer“ zu sein, sondern in den Seelsorgebereichen vor Ort der Kirche ein diakonisches Gesicht zu geben.

Wie begehen Sie das Jubiläumsjahr 2020?

Leider hat die Corona-Krise unsere Gesamtplanung durcheinandergewirbelt. Aufgrund der zunehmenden Planungsunsicherheiten mussten wir alle Veranstaltungen zum Jubiläum für das Jahr 2020 absagen. Wir hoffen darauf, sie im Jahr 2021 nachholen zu können. Informationen dazu wird es im Frühjahr 2021 geben.

Warum können Frauen nicht zu Diakoninnen geweiht werden?

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, selbst meint, dass das gar nicht ausgeschlossen ist. Es müsste der Kanon 1024 des kirchlichen Gesetzbuchs geändert werden, der nur Männer zur Weihe zulässt. Oder es müssten vom Papst regionale Ausnahmegenehmigungen geschaffen werden. Im Jahr 2016 wurde vom Papst eine theologische Kommission eingesetzt, die sich mit dem Diakonat der Frau beschäftigt hat. Aber es gibt noch keine konkreten Aussagen dazu. Auch die Erwartungen auf Äußerungen zu diesem Thema nach der Amazonassynode wurden enttäuscht. Aber ich denke, dass sich die Kirche diesem Thema mittelfristig stellen muss, im Sinne einer geschlechtergerechten und geschwisterlichen Kirchengemeinschaft.

Einen Einblick in die Arbeit eines Diakons bekommen Sie hier.