Die Bahnhofsmission in Nürnberg:Nächster Halt : Hilfe
Warum sollte jeder Bahnhof eine Bahnhofsmission haben?
Unser Job bei der Bahnhofsmission heißt Zuhören, sich Zeit nehmen und die Menschen an die entsprechenden Stellen weitervermitteln. Es geht prinzipiell um die Grundversorgung von Menschen. Der Bahnhof ist ein Magnetpunkt, an dem sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Schichten, Lebenskonzepten und Ländern aufhalten – der Obdachlose genauso wie der Migrant oder der ICE-Fahrer. Hier trifft sich alles, und jeder kommt mal in eine Problemlage. Da ist es ganz wichtig, dass man einen Ort hat, zu dem man gehen kann und wo einem weitergeholfen wird. Außerdem ist eine Bahnhofsmission immer auch ein Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen. Bei uns kommen alle gesellschaftlichen Umbrüche, Krisen und Tendenzen früher an, bevor es auch allen anderen auffällt. Da ist die Bahnhofsmission ein echter Gradmesser. Und wir geben unsere Erfahrungen und Statistiken immer an die Politik zurück. Auch dafür ist unsere Arbeit wichtig.
Was hat Sie motiviert, die Leitung der Bahnhofsmission zu übernehmen?
Was mich bewogen hat, diese Stelle anzunehmen, war die Vielfältigkeit. Es hat mich gereizt, dass man Menschen in allen Situationen und Lebenslagen begegnet. Es ist einfach schön, wenn man was bewirken kann, und es macht Freude zu sehen, wenn hier jemand zufrieden strahlend zur Tür hinausgeht. Häufig bringen die Menschen einem große Dankbarkeit und Respekt entgegen – deswegen ist es mir und auch den Ehrenamtlichen wichtig, den Menschen immer mit demselben Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Das treibt mich immer wieder aus Neue an. Auch die Arbeit mit den Ehrenamtlichen hat mich gereizt. Es macht mir große Freude, immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzukommen.
Sie arbeiten aktuell mit einem Team von ca. 40 Ehrenamtlichen zusammen und sind immer auf der Suche nach Interessierten. Was erwartet Neulinge bei Ihnen?
Zunächst arbeiten alle Neuen ein Jahr mit im Team und werden mithilfe eines Einarbeitungsplan in die ganz verschiedenen Arbeitsbereiche eingeführt. Durch interne Veranstaltungen bekommen sie zudem ein Basiswissen an die Hand. Nach dem ersten Jahr besuchen sie dann eine Grundschulung – zwei Mal vier Tage – und lernen dort alles Wichtige von A bis Z, angefangen von der Geschichte der Bahnhofsmission bis hin zum Umgang mit psychisch kranken Menschen. Natürlich können die meisten Themen nur angerissen werden, aber wir versuchen, die einzelnen Bereiche dann mit internen Schulungen noch zu vertiefen. Beispielsweise arbeiten wir mit der Deutschen Depressionshilfe zusammen und können unseren Ehrenamtlichen jährlich eine Schulung zum Umgang mit psychisch kranken Menschen anbieten. Dazu gehören auch Einheiten zur Gesprächsführung oder zum aktiven Zuhören und Fragenstellen – das ist gar nicht so leicht.
Bald steht Weihnachten vor der Tür. Wie gestalten Sie die Advents- und Weihnachtszeit in der Bahnhofsmission?
In der Adventszeit finden normalerweise immer am Donnerstagnachmittag gemütliche Runden mit Mitarbeitenden und Gästen statt. Darüber hinaus gibt es einmal im Advent ein Adventscafé extra für unsere Gäste mit Kaffee, Kuchen und Plätzchen. Leider entfallen all diese Angebote in diesem Jahr coronabedingt.
Am 24. Dezember um 14 Uhr findet seit einigen Jahren in der Mittelhalle des Bahnhofs ein ökumenischer Weihnachtsgottesdienst statt. Die Atmosphäre ist beeindruckend – es wird viel gesungen und gebetet, und zwischendurch kommen dann die Bahndurchsagen, welche Züge gerade ein- oder ausfahren. Es landen auch viele Reisende ganz spontan bei diesem Gottesdienst, Menschen mit den unterschiedlichsten Religionen und Konfessionen. Wie es in diesem Jahr mit der Pandemie gehandhabt wird, ist allerdings noch nicht klar. Darüber hinaus ist die Bahnhofsmission auch über die Weihnachtstage geöffnet, und jeder der mag, kann zu uns kommen.
Über die Arbeit der Bahnhofsmission Nürnberg und die Ehrenamtlichen lesen Sie hier.