Die Ziellinie sollte ich eigentlich schon längst erblicken,
hinter den vielen Kurven, hinter den vielen Knicken.
Vielleicht ja noch eine Kurve, ein letzter Knick im Weg.
Und alles, was ich möchte, ist zu sagen: Seht!
Dort drüben ist das Ziel! Dort bin ich angekommen!
Aber von Kurve zu Knick, von Knick zu Kurve,
da verringert sich das Gefühl vom bald Ankommen.
Noch kein Ausblick vom Gipfelkreuz,
nachdem man den steilen Berg erklommen hat.
Erklommen und dann angekommen!
Doch ich laufe und laufe.
Und vielleicht gibt es gar kein Ziel, das wird mir langsam klar.
Dem Ankommen – dem war ich womöglich nie nah.
Und ich glaube, ich versteh‘:
Solange ich weitergeh‘ – ist alles Ok.
So schwer es mir fällt, das zu akzeptieren,
kann ich meinen Weg damit weitermarschieren.
Das geht auch langsam, ankommen muss ich nicht mehr.
Nur immer weitergehen – und das ist so viel weniger schwer.
Laura Liegel, Bamberg
Ausschnitt aus ihrem Text „Ankommen“, vorgetragen beim Poetry-Slam zum Thema „Zukunft“ im Rahmen der „Woche für das Leben“ 2023