Im Ruhestand will der zurückgetretene Erzbischof weiter joggen und twittern:Schick passt in keine Schublade
Seinen Amtsverzicht begründete Schick damit, dass in der Zeit bevorstehender Entscheidungen und Reformen die Verantwortung rechtzeitig ein Nachfolger übernehmen. Die katholische Kirche sieht er derzeit in einer Phase der Neuorientierung.
Am 21. September 2002, wurde Schick in das Amt als Erzbischof von Bamberg eingeführt. Er übernahm die Bistumsleitung in einer Zeit der finanziellen Krise. Längst sind die Finanzen konsolidiert. Die Strukturen des Bistums wurden den veränderten Bedingungen angepasst und neue Seelsorgebereiche gegründet.
Ludwig Schick passt in keine Schublade, wenn es um die Frage nach liberal oder konservativ geht. Als Kirchenrechtler verteidigte er stets die katholische Lehre, auch wenn es unpopulär oder unbequem war. Zugleich schlug er Lockerungen beim Zölibat vor. Immer wieder sprach er sich für die völlige Gleichberechtigung der Frau in der Kirche aus. Dass die Kirche sich immer reformieren muss, steht für ihn außer Frage.
Mit seinem Einsatz gegen Extremisten, Populisten und religiöse Fanatiker hat Schick sich viele Feinde im rechten Lager gemacht. Das hielt ihn aber nicht davon ab, immer wieder klar die christliche Position gegen Fremdenhass und Extremismus zu beziehen. Erst vor kurzem warnte er vor rechten Tendenzen auch in der katholischen Kirche.
Von 2006 bis 2021 war Schick Vorsit- zender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und galt damit als eine Art „Außenminister“ der katholischen Kirche in Deutschland. Seine Reisen führten ihn in viele Krisenregionen wie Syrien, Irak, Nigeria.
In einem Fragebogen verriet er auch, dass er vor dem Eintritt ins Priesterseminar ein leidenschaftlicher Tänzer war, dass er vom Kuchenbacken überhaupt nichts versteht und er seit der Entscheidung für den Zölibat nicht mehr geflirtet hat. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er vor der Entscheidung für das Priestertum eine Freundin hatte und dass er ursprünglich Arzt werden wollte. „Irgendwann war dann der Entschluss reif: Du wirst Pfarrer und trägst dazu bei, den Menschen die Weisheit Gottes aus dem Evangelium nahezubringen.“
Dass er schon 25 Mal das Goldene Sportabzeichen ablegte und jeden Morgen um 5 Uhr zum Joggen geht, zeigt, dass seine Gesundheit nicht der Grund für den Rücktritt war. Laufen und Schwimmen sind heute seine bevorzugten Sportarten, während er in früheren Jahren den Ausgleich beim Fußball, Volleyball oder im Kampfsport gefunden hat.
Seinen Ruhestand möchte Schick am Bamberger Domberg verbringen. Und man kann sicher sein, dass er sich nicht tatenlos zur Ruhe setzen wird. Und wenn es dann seine gewonnene Zeit erlaubt, möchte er noch ein Buch schreiben. Und in den sozialen Medien wird er vielleicht noch aktiver als zuvor.