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Werteorientierte Sexualpädagogik:Unterwegs auf LoveTour

Sozialpädagogin Eva Beck, verantwortlich für die „LoveTours“ in Bamberg
In einer digitalen Welt voller Anonymität möchte das Caritas-Projekt „LoveTours“ einen geschützten Raum für Jugendliche bilden, um von Angesicht zu Angesicht offen über Liebe, Körperentwicklung, Sexualität und Partnerschaft zu sprechen.
Datum:
Veröffentlicht: 16.1.25
Von:
Sarah Kolling

Mit reichlich Informationen und Anschauungsmaterial, wie unter anderem Plüsch-Vulva und Penismodell, betreten Eva Beck und ihr Kollege das Klassenzimmer einer neunten Klasse in Bamberg. Gespannt diskutieren die Jugendlichen, während Beck sie anlächelt und erklärt: „Heute sind alle Fragen erlaubt.“ Die Sozialpädagogin ist verantwortlich für die „LoveTours“ in Bamberg. Das Projekt der Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen im Erzbistum Bamberg richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren und ist auch in den Regionen Ansbach und Nürnberg vertreten. Mit Schulklassen und anderen Gruppen wird bei den Workshops über Liebe, romantische Beziehungen, Sexualität und Pubertät gesprochen. Ziel ist es, Jugendlichen einen Raum zu bieten, in dem sie frei sprechen können.

Vor den Workshops können die Teilnehmenden online Fragen einreichen und Themenschwerpunkte wählen. Dazu zählen beispielsweise geschlechtliche Vielfalt, biologisches Wissen, sexuell übertragbare Krankheiten und Verhütung. Inhaltlich werden verschiedene Modelle von Partnerschaft und Sexualität berücksichtigt. „Die Haltung der Tourer gegenüber den Schülerinnen und Schülern ist immer wertschätzend und verständnisvoll“, betont Ursula Kreck, die bereits seit Beginn der LoveTours im Jahr 2001 dabei ist. „Es geht nicht um eine Be- oder Entwertung, sondern um die Entwicklung eigener Werte im Dialog.“ Sie spielt damit auf die „Werteorientierung“ des Programms an. Darunter versteht sie zum einen die wertschätzende Grundhaltung zum eigenen Körper und zu den Gefühlen des Gegenübers. Zum anderen ist das Programm auf chistlichen Werten begründet, die den Menschen mit seinen Bedürfnissen und Idealen in den Mittelpunkt stellen, unabhängig von Religion, Geschlecht, Nationalität und sexueller Orientierung.

LoveTours

Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen sich Gedanken zu ihren eigenen Werten im Bereich Sexualität machen.“

Ursula Kreck, Sozialpädagogin und LoveTourerin

LoveTours

Dieser Wertebildung widmet LoveTours ein eigenes Modul namens „Werteranking“. Die Teilnehmenden werden in Kleingruppen dazu ermutigt, sich darüber auszutauschen, was ihnen in Beziehungen wichtig ist. Oft stellten die Jugendlichen fest, dass Werte wie Vertrauen und Treue universell sind, beschreibt die Sozialpädagogin. Dies habe sich auch im Laufe der letzten zwanzig Jahre nicht geändert.

Die LoveTours selbst nehmen jedoch stetig aktuelle Themen und Fragestellungen der Jugendlichen im Bereich Partnerschaft und Sexualität auf, um gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen. Neue Themenschwerpunkte wie Social Media oder der kritische Umgang mit Pornografie fließen genauso in das Konzept ein wie eine freie Gruppenaufteilung.

Seit 2001 haben knapp 30.000 Jugendliche an einer LoveTour teilgenommen. 20 von Ihnen folgen Eva Beck nun in ein benachbartes Klassenzimmer zum Werteranking. „Den Teil mag ich am liebsten“, sagt sie lächelnd und schließt die Tür hinter sich.

Für Interessierte

LoveTours können über die Internetseite www.lovetours-caritas.de gebucht werden. Wer Interesse hat, LoveTourerin oder LoveTourer zu werden, kann sich per E-Mail an lovetours@caritas-bamberg-forchheim.de wenden. Zur sexuellen Bildung von der Pubertät bis in die Wechseljahre gibt es weitere Angebote vom Erzbistum Bamberg unter www.mfm-bamberg.de.