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Ahnengeflüster:Was Matrikel über unsere Herkunft verraten

Matrikel
Gerhard Jäger nutzt diözesane Datenbanktechnik, um Ahnen auf die Spur zu kommen
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.19
Von:
Hendrik Steffens

Acht Generationen reicht die Ahnentafel zurück, die Gerhard Jäger in Händen hält. Von seinem Sohn ausgehend, sind im Halbkreis dessen Vorfahren angeordnet, vertreten durch je ein Kästchen. In jedem steht ein Datum in grün und meist noch eins in schwarz und in rot – für Geburts-, Hochzeits- und Todestag. „Die Matrikelbücher in den Pfarrämtern können uns zeigen, wo wir herkommen“, sagt Gerhard Jäger, 74, passionierter Ahnenforscher. Seit neuestem auch digital.

Die rechte Seite der Ahnentafel folgt der Spur der Mutter in die Vergangenheit, die linke der des Vaters. Zurück bis Kaspar Jäger, der 1707 Margarete Degen geheiratet hat. Über Personen, deren Leben so weit zurückliegt, ist meist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Doch wer unter seinen Ahnen forscht, erkennt Regelmäßigkeiten, etwa was die Berufe der Vorfahren angeht. Und das kann zum Verständnis des eigenen Wesens beitragen. „Ich habe immer gern mit Holz gearbeitet. Seit ich meine Ahnen erforscht habe, meine ich zu wissen, wieso“, sagt Jäger. Seine männlichen Vorfahren väterlicherseits waren allesamt Wagner und haben Kutschenräder, Karren und Geräte gefertigt.

Seit Herbst 2018 ist es im Bereich des Erzbischöflichen Archivs Bamberg leichter, Ahnen aus der Region in Erfahrung zu bringen. Wo zuvor analoge Unterlagen in Regalen lagerten, hilft jetzt eine digitale Matrikeldatenbank. In zwei Jahren Arbeit sind 2.364 Matrikelbücher, die auf 45.700 Mikrofiches mit je sechs bis zehn Buchseiten pro Fiche erfasst waren, digitalisiert worden. „Die Herausforderung bestand vor allem darin, Nutzerfreundlichkeit zu gewährleisten“, sagt Andreas Hölscher, Leiter des Bamberger Diözesanarchivs. Die Vorzüge der technischen Neuerung seien vielfältig: So können mehrere Forschende nun gleichzeitig dieselben Matrikeln einsehen und gelangen ohne zusätzlichen Aufwand an die Daten unterschiedlicher Pfarreien. Die Ergebnisse können nun gleich ausgedruckt oder per PDF an den heimischen Computer geschickt werden.

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Die Matrikeln sind Dank der Digitalisierung nun nutzerfreundlicher geworden.“

-Andreas Hölscher

Gerhard Jäger hat Dutzende Ahnentafeln erstellt. Immer wieder wird der Altbürgermeister von Rattelsdorf von Bekannten gefragt, ob er deren Ahnen recherchieren könne. „Ich kann längst nicht alle Anfragen annehmen“, sagt er. Sinnvoller sei daher, den Interessierten zu zeigen, wie sie selbst forschen können. Mit der digitalen Matrikeldatenbank sei das viel leichter geworden, weiß Jäger. Eine Erschwernis bleibe aber: „Auch wenn die Datenbank modern und leicht verständlich ist – ohne Kenntnisse in Altdeutscher Schrift und etwas Latein wird Ahnenforschung schwierig.“

Wodurch man sich nicht davon abbringen lassen sollte, einen Blick in die Vergangenheit zu wagen, meint Archivdirektor Hölscher: „Sie lernen schnell die Bedeutung der wiederkehrenden lateinischen Begriffe. Auch die alten Schriften lernt man schnell zu lesen.“ Im Schnitt recherchieren Nutzer insgesamt rund 1.000 Mal pro Jahr im Bamberger Diözesanarchiv am Regensburger Ring. Viele davon sind Familienforscher. „Man hilft sich untereinander, und auch unsere Mitarbeiter stehen bei Fragen zur Verfügung“, nimmt der Archivdirektor Befürchtungen, die Ahnenforschung würde Anfänger überfordern. Im Lesesaal des Bamberger Diözesanarchivs stehen zwölf Arbeitsplätze zur Benutzung der Matrikeldatenbank zur Verfügung, die Interessierten einen Blick in ihre Vergangenheit eröffnen.

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Die Matrikelbücher der Pfarreien

In den Pfarrgemeinden wurden seit dem 16. Jahrhundert Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse in Matrikelbüchern eingetragen. Das älteste Matrikelbuch stammt aus der Pfarrei Mariae Heimsuchung im mittelfränkischen Bühl. Es enthält Tauf- und Eheeinträge ab 1561. Mehr Infos unter: https://archiv.kirche-bamberg.de