„Dem Nächsten zu helfen, ist für jeden Christen Gebot. Da spielen theologische Unterschiede keine Rolle“, sagt Gerhard Egermaier. Im Gegenteil habe der ökumenische Ansatz es noch attraktiver gemacht, auf die Annonce „Helfer gesucht“ zu antworten, die er vor zwei Jahren in der Zeitung las. Seine Ehefrau ist Protestantin, daher steckte er bereits tief drin in der Ökumene. „Und nach der Pensionierung hatte ich Zeit. Die wollte ich sinnvoll verbringen“, sagt der 66-Jährige.
Reinhard Bouecke nickt zustimmend. „Vor 30 Jahren hatte ich eine andere, ablehnendere Einstellung zu Katholiken und zur Ökumene als heute.“ Deren Glaubenspraktiken seien fremd erschienen, schlicht, weil man sich noch nicht tiefergehend miteinander befasst hatte. Praktische Ökumene in den Pfarreien habe aber gezeigt, dass die christliche Gemeinsamkeit „deutlich größer ist als die trennenden Fragen“, meint der 70-Jährige.
Dass sich mit Caritas und Diakonie ein katholischer und ein evangelischer Verband zusammengetan haben, ist für Werner Lorenz nur konsequent: „Wir verfolgen hier einen zutiefst christlichen Auftrag. Das hat nichts mit katholisch oder evangelisch zu tun.“ Wenn eine Last auf mehreren Schultern verteilt werde, sei sie leichter zu stemmen. Der Ökumenische Sozialladen kostet Geld. Es muss Miete gezahlt, geheizt und müssen die Autos unterhalten werden, mit denen die Lebensmittel transportiert werden.
Für Werner Lorenz ist „Der andere Laden“ ein Ergebnis zwischenmenschlicher Ökumene. „Die Kooperation beruht nicht auf Strukturen, sondern auf Personen, die da zusammen etwas machen. Wir haben eine ähnliche Sicht darauf, wie man Menschen in Not helfen kann.“ Theologische Fragen spielten bei dem praktischen Hilfsprojekt keine Rolle. Vielmehr die Auffassung von Menschenwürde und davon, dass es dringend notwendig sei, armen Menschen für wenig Geld gutes Essen zu geben. „Nur darum geht es hier“, sagt Lorenz.