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#thankyoujesus:"Wer meinem Profil folgt, erfährt von Christus“

Enrico Valentini
Wer Club-Verteidiger Enrico Valentini in den sozialen Medien beobachtet, bekommt es auch mit Jesus zu tun. Das Hashtag #thankyoujesus, englisch für „Danke, Jesus“, setzt der 29-jährige Spieler unter jedes seiner gezeigten Fotos. Wir haben den gebürtigen Nürnberger, der seit 2017 als Profi für den 1. FC Nürnberg aufläuft, getroffen und haben ein Gespräch über Popularität, Relegationsfrust und Dankbarkeit als Anker geführt.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.18
Von:
Hendrik Steffens

Sie thematisieren Ihren Glauben in sozialen Medien wie Instagram, wo mehr als 10.000 Menschen Ihre Inhalte abonniert haben. #thankyoujesus schreiben Sie dort. Wieso?

Um zu zeigen, dass Jesus die Nummer eins in meinem Leben ist. Und dass ich nicht nur an ihn glaube, sondern ihm folge. Dazu möchte ich auch andere motivieren. Also nutze ich die Popularität, die mir mit meiner fußballerischen Karriere geschenkt worden ist, um meine Werte zu teilen. Wer sich mit mir auseinandersetzt, mein Profil likt, soll auch von Christus erfahren. Seit ich nach ihm und nach der Bibel lebe, hat sich mein Leben sehr positiv verändert. Das will ich zeigen.

Da ist etwas Größeres, das nicht abstrakt ist, sondern mir deutlich beschrieben wird im Wort Gottes, der Bibel."

Haben Sie also eine Wendung hin zum Glauben durchlebt?

Ja, aber nichts Übernatürliches. Es gab eine Zeit, um das Jahr 2012, in der ich das Gefühl hatte, mir fehlt etwas, obwohl eigentlich alles in Ordnung war. Da war eine Leere. Diese Phase der Sinnsuche führte zu einer Erkenntnis, die so tief und emotional war, dass ich sofort verstanden habe: Da ist etwas Größeres, das nicht abstrakt ist, sondern mir deutlich beschrieben wird im Wort Gottes, der Bibel.

Wie reagieren Ihre Mitspieler darauf?

Es gibt immer mal Diskussionen über Sinn und Unsinn des Glaubens. Vor allem wird Gott hinterfragt, wenn im Leben etwas Schlimmes passiert ist. Anfangs waren solche Diskussionen für mich schwierig, und ich hatte das Gefühl, meine Ansichten verteidigen zu müssen. Mittlerweile spreche ich gern darüber und zeige meine Position, ohne jemanden bekehren zu wollen. Das respektieren meine Mitspieler.

Stichwort Fußballgott: Ist Religion im Profifußball ein präsentes Thema?

Es gibt viele, die beten und sagen, dass sie an etwas glauben – es aber nicht klar definieren. Ausdrücke wie ‚thank god‘ oder ‚faith‘ finden sich ja auch sehr oft in Hashtags von Sportlern. Das zeigt, dass so ein Grundbedürfnis nach Gott allgegenwärtig ist. Aber es ist seltener, dass klar zum Ausdruck gebracht wird, wo das Fundament dieser Glaubensworte liegt. Das ist für mich auch völlig in Ordnung.

Mein Glaube hat mir aus dem Tief geholfen."

Profifußball ist Druck in Reinform. Wie gehen Sie damit um?

Viel besser als früher. Ich war extrem nervös vor Spielen. Und wenn die erste Aktion nicht passte, habe ich kaum noch ins Spiel gefunden. Fußball war mein zentraler Lebensinhalt, und alles hing davon ab. Das baut einen Druck auf, den man kaum aushalten kann, weil man permanent im Hinterkopf hat: Die Karriere kann jederzeit vorbei sein. Seit sechs Jahren ist der Glaube an Jesus mein Anker, und ich fühle mich geliebt, auch wenn ich ein Spiel verliere oder es privat mal nicht gut läuft. Ein sehr schwieriger Abend war 2015, als ich mit dem Karlsruher SC in der Relegation spielte und wir mit einer Niederlage gegen Hamburg so knapp den Aufstieg verpasst haben. Nach einer sehr guten Saison kam ein plötzlicher Fall. Mein Glaube, dass das eben nicht alles ist, hat mir aus dem Tief geholfen.

Tiefen und Höhen liegen nah beieinander bei Weltmeisterschaften. Die Fußball-WM 2018 in Russland steht bevor. Wem drücken Sie die Daumen?

Ich weiß noch nicht, ob ich überhaupt einschalten werde. Der Schmerz, dass Italien die Qualifikation verpasst hat, steckt tief. Naja, ab dem Halbfinale schaue ich vielleicht zu und genieße, was sportlich geboten wird. Fußballerisch sehe ich mehrere Mannschaften auf Augenhöhe: Deutschland, Spanien, Frankreich, Brasilien und Argentinien werden es unter sich ausmachen, denke ich.