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Verantwortung übernehmen:Wie Ehrenamt das Leben bunter macht

Pfarrgemeinderat
Steffi Büttner ist 28 Jahre jung und Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Ohne Ministrantendienst und Rätearbeit, meint sie, würde ihr ein großer Erfahrungsschatz fehlen. Sie wirbt für Engagement in der Gemeinde – weil viel zurückgegeben wird.
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.17
Von:
Hendrik Steffens

Die Jugendräume im ersten Stock des Pfarrheims von St. Bonifaz wecken bei Steffi Büttner gute Erinnerungen. Sie bleibt stehen vor einer Foto-Collage, die grinsende Sternsinger in einer Kneipe zeigt: „Am Dreikönigstag haben wir oft in Bars gesungen. Etwas Bier macht großzügige Spender“, sagt sie und lacht. „Wir“, das ist die Ministrantengruppe der Erlanger Innenstadtgemeinde, in der Steffi Büttner zurück zum Glauben, tiefer in das kirchliche Leben und als junge Frau in den Pfarrgemeinderat gefunden hat.

Mit ihren 28 Jahren ist Steffi Büttner eine der jüngsten Pfarrgemeinderatsvorsitzenden im Erzbistum Bamberg. Noch viel jünger stieg sie als Schriftführerin in die Gremienarbeit ein. Mit 21 Jahren, im letzten Jahr der Ausbildung zur Immobilienkauffrau. „Zu der Zeit war ich sehr aktive Ministrantin und eh schon bei vielen Projekten beteiligt. Als dann neben zwei älteren Männern ein junges, weibliches Mitglied für den Pfarrgemeinderatsvorstand gesucht wurde, lag es nahe, das zu probieren.“

Von außen betrachtet, war es nicht naheliegend. Mit zwölf Jahren habe sie nicht mal an Gott geglaubt und deshalb nicht zum Firmunterricht gewollt. Erst als ihr vier Jahre jüngerer Bruder nach der Kommunion Ministrant wurde, wurde das kirchliche Leben für Steffi Büttner interessanter. „Er war so begeistert von dem, was er in dieser Gemeinschaft erlebt hat, dass ich es mir anschauen musste.“ Der Funke sprang über und Büttner wurde „Quereinsteigerin in den Ministrantendienst“.

Man erfährt eine bestärkende Gemeinschaft und kann sich auch Fehler erlauben."

Es braucht Leute, die Verantwortung übernehmen in der Kirchengemeinde und die ihre Ärmel hochkrempeln.“

Spannend war für sie als Teenagerin das Alters- und Erfahrungsspektrum der Mitministranten. Von Neun- bis hin zu 25-jährige Mädchen und Jungen kamen zusammen. „Da habe ich als 14-Jährige Einblicke in die Lebenswelt von 18-Jährigen bekommen.“ Neben dem liturgischen Dienst organisierten sie Zeltlager, gingen zum Dreikönigssingen, verbrachten Nachmittage im Schwimmbad und lange Nächte im Gemeindehaus. „Die schlimmste Strafe, die meine Eltern verhängen konnten, war Bonifaz-Verbot“, erinnert sich Büttner.

Es wurde gemeinsam gefeiert, gelacht, geweint und viel geredet – über Teenie-Themen, aber auch über Gott, Kirche und Gemeinde. Steffi Büttner entwickelte ihr Christsein neu und erkannte, wie wichtig es ist, die kirchlichen Angebote zu erhalten, die ihr selbst so sehr die Jugend erfüllt haben. „Dazu braucht es Leute, die Verantwortung übernehmen in der Kirchengemeinde und die ihre Ärmel hochkrempeln.“

Im Pfarrgemeinderat war die erfahrene Ministrantin wieder „Neuling unter alten Hasen“. Und wieder konnte sie von anderen lernen, bekam Einblick in andere Lebenswelten und erlebte die Zufriedenheit, die ein gemeinsam umgesetztes Projekt beschert. Sei es ein neuer Pfarrbrief, ein Gottesdienst-Konzept für junge Menschen oder der jüngst etablierte Bonifazer Stammtisch. „Uns alle verbindet die Freude, gemeinsam Projekte ins Rollen zu bringen.“ Gleichaltrigen und auch Jüngeren könne sie nur empfehlen, für ein Ehrenamt offen zu sein. Von Pfarrern, Räten und Gemeindegliedern lerne man viel. „Man erfährt eine bestärkende Gemeinschaft und kann sich auch Fehler erlauben“, sagt sie.

Wichtig allerdings sei, dass alle Beteiligten einen fruchtbaren Dialog suchen – im Pfarrgemeinderat wie in der Gemeinde generell. Angesichts laufender Strukturveränderungen im Pfarreileben hin zu größeren Seelsorgebereichen werde es immer wichtiger, gemeinsam Strukturen zu pflegen. Dass Kleriker und generell hauptamtliche pastorale Mitarbeiter längst nicht alle Projekte begleiten können, schaffe Gestaltungsraum für die Ehrenamtlichen. Es regele sich nicht alles von allein, weiß die erfahrene Pfarrgemeinderätin. „Aber das heißt auch, dass wir Gemeinde so machen können, wie wir sie uns wünschen. Jeder kann das ein Stück weit.“ Wenn er oder sie Verantwortung übernimmt.

Von Hendrik Steffens