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Wiedow, Hans-Jürgen: Zur Strukturreform

Hans-Jürgen Wiedow
In vier Jahren sind Pfarrgemeinderäte aus ehemals zwei Hofer Pfarreien zu einem verbindenden Gremium gewachsen. Indem sie sich die Hände gereicht haben, statt die kalte Schulter zu zeigen. Hans-Jürgen Wiedow beurteilt den Prozess aus Pfarrersicht.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.18
Von:
Redaktion Leben

Was würden Sie, aus Ihrer Erfahrung, den Gläubigen in den Pfarreien raten, bezogen auf die bevorstehenden Strukturreformen? 

Es ist sinnvoll, nicht darauf zu warten, bis solch ein Schritt von oben eingefordert wird, nach dem Motto „wir müssen jetzt was tun“, sondern in Eigeninitiative darauf zu schauen: Was ist nötig und gut, um Kirche vor Ort sein zu können? Zudem sollte die Zusammenarbeit nicht erst mit einer Seelsorgebereichsvereinbarung oder einem Zusammenschluss beginnen, sondern diese sollten den Abschluss eines Prozesses bestätigen. Dies hat den Vorteil, nicht etwas dort Festgelegtes umsetzen zu müssen, sondern auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten praktisch, kreativ und ziel- und ressourcenorientiert reagieren und handeln zu können. Auch wenn durch den diözesanen Prozess die Entscheidung zur Zusammenarbeit nun etwas drängt, plädiere ich dafür, lieber gleich einen großen Schritt zu tun, als immer wieder kleine, die die Unsicherheit auf Dauer nur verstärken und mehr zu Konkurrenzdenken führen als zu einer wirklichen Lösung.

Wie beurteilen Sie die Potenziale des Prozesses „Erzbistum mitgestalten!“? 

Wir alle wissen längst, dass sich die kirchlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren so extrem verändert haben, dass ein „weiter so“ keine Zukunft hat. Dies ist vielleicht schmerzlich anzunehmen, aber Realität. Es fehlt uns ja vielerorts nicht nur an kirchlichen Mitarbeitern, sondern vor allem an Gläubigen. „Erzbistum mitgestalten!“ steckt Rahmen ab, will aber vor allem Lösungen, die von unten mitgestaltet und mitgetragen werden. Es ist als Prozess angelegt, das bedeutet, kein fertig diktierter Plan, der auf alle Probleme eine Antwort gibt, sondern der uns alle ermutigt, gemeinsam und vor Ort Antworten zu suchen und zu finden.

Was bedeutet der Prozess für die Relevanz der Mitarbeit Ehrenamtlicher im kirchlichen Leben der Gemeinde?

Kirche in eine gute Zukunft zu führen ist die Aufgabe aller Beteiligten. Es gilt aber darauf zu achten, dass es eben nicht um die Erhaltung eines bestimmten Status quo gehen darf, sondern um die Zukunft der Kirche. Oft werden aber Rezepte ausgepackt, die in früheren Jahren vielleicht gut waren, heute aber keine Zukunftsoptionen sind. Haupt- und Ehrenamtliche sind gleichermaßen aufgerufen, aus diesem Denken auszubrechen und das Wesentliche von Kirche und Glauben in den Vordergrund zu stellen. Wir brauchen gut aus- und fortgebildete Haupt- und Ehrenamtliche, die offen und kompetent sind, für die anstehenden Herausforderungen.

Wie der Zusammenschluss zweier Pfarreien in Hof funktioniert hat, lesen Sie hier.