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Einblicke in den Beruf der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten:Wir bringen Kirche nah ans Leben

Pastoralreferentin Anna Schreiber im Gespräch mit Ministrantinnen und Ministranten
Seit mittlerweile 50 Jahren arbeiten Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten im Erzbistum Bamberg. Ein abwechslungsreicher Beruf, in dem so gut wie keine Einsatzstelle der anderen und kein Tag dem nächsten gleicht. Ob in der Pfarrei, im Krankenhaus oder in der Schule – „Pastis“ gestalten Kirche und vermitteln Glauben dort, wo Menschen sind. Wir haben mit zwei von ihnen gesprochen.
Datum:
Veröffentlicht: 26.9.25
Von:
Dominik Schreiner / Redaktion Leben

Als 1975 die ersten Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten im Erzbistum Bamberg ihren Dienst antraten, war das ein Aufbruch. Der Beruf entstand nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus dem Wunsch heraus, Laien – Frauen wie Männer – in der Seelsorge einzusetzen. Sie sind theologisch ausgebildet, sind aber nicht an ein Weiheamt gebunden und leben selbst mitten in der Welt, mit Familie, Beruf und Alltag. Diese Kombination macht sie zu echten Vermittlern des Glaubens.

Eingesetzt werden Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten überall dort, wo Menschen leben und glauben. Dementsprechend kann ihr Beruf auch völlig unterschiedliche Formen annehmen – so wie bei Anna Schreiber und Martin Plentinger. Die Unterschiede fangen bereits bei der Tatsache an, dass eine der beiden in einem Seelsorgebereich tätig ist und die dortigen Gemeinden betreut, der andere jedoch in der sogenannten Kategorialseelsorge arbeitet. Hierbei stehen bestimmte Zielgruppen oder Orte im Fokus, wie etwa Menschen im Gefängnis, im Krankenhaus oder, wie bei der Betriebsseelsorge, Menschen im Arbeitsbetrieb. Das Ziel ihrer Arbeit ist jedoch stets dasselbe: Kirche mitaufbauen, den Glauben zu den Menschen bringen – so authentisch und alltagsnah wie möglich, so kreativ und mitunter auch so unkonventionell wie nötig.

Anna Schreiber, Pastoralreferentin

 

"Seelsorge passiert häufig ganz spontan, im Gespräch. Man kommt dann aus den kleinen Geschichten des Alltags heraus auf die großen Geschichten des Glaubens und auf Gott zu sprechen."

Anna Schreiber, Pastoralreferentin

Anna Schreiber ist seit September 2024 Pastoralreferentin im Katholischen Seelsorgebereich Main-Itz, hat ihre Berufseinführung also vor Kurzem abgeschlossen. Ihren Arbeitsalltag in den Gemeinden beschreibt sie als „absolut bunt gemischt“. Unter anderem geht es um die Vorbereitung von Gottesdiensten, um Gremienarbeit und Jugendgruppen, um Trauerbegleitung oder auch um Religionsunterricht an der Schule.

„Eigentlich weiß man nie, wie der Tag genau enden wird“, sagt sie. Denn Seelsorge passiere häufig ganz spontan, im Gespräch, während man auf den Beginn der Ministrantenstunde wartet oder beim Gemeindefest am Bratwurststand steht. Gerade in solchen Momenten könnten Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten aus den kleinen Geschichten des Alltags heraus auf die großen Geschichten des Glaubens und auf Gott zu sprechen kommen, so Schreiber, und Menschen damit helfen, ihr eigenes Glaubensverständnis und ihren eigenen Glaubensweg zu finden: „Wir bringen Kirche nah ans Leben.“

Meist gelingt das dann, wenn eine Vertrauensbasis da ist. Vertrauen zu bekommen und Menschen in all ihren Lebensphasen begleiten zu dürfen – das erlebt die Pastoralreferentin als das größte Geschenk an ihrer Arbeit: „Ein von Herzen gemeintes ‚Dankeschön‘ nach einer Trauerfeier ist das größte Lob für mich.“

Martin Plentinger hat mittlerweile äußert selten mit typisch kirchlichen Amtshandlungen zu tun, auch wenn er seit drei Jahrzehnten Pastoralreferent ist. Als katholischer Betriebsseelsorger mit Sitz in Nürnberg ist er häufig an Orten unterwegs, wo Glaube und Religion auf den ersten Blick kaum sichtbar sind: in Betrieben, in Werkshallen, bei Gewerkschaftstreffen. Dort begleitet er Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Krisen, bei Konflikten und in Momenten der Solidarität. Als er vor 13 Jahren in der Betriebsseelsorge angefangen hat, hat er schnell gemerkt: „Kirche findet nicht nur in alten Gemäuern statt. Gottes Geist weht draußen bei den Menschen, auch – und manchmal besonders stark – unter Arbeitskolleginnen und -kollegen.“

Martin Plentinger

 

"Kirche findet nicht nur in alten Gemäuern statt. Gottes Geist weht draußen bei den Menschen, auch - und manchmal besonders stark - unter Arbeitskolleginnen und -kollegen.“

Martin Plentinger, Pastoralreferent und Betriebsseelsorger

Zu Betrieben und deren Beschäftigten Kontakt zu suchen und zu pflegen, das macht den Kern seiner Arbeit aus. Und damit unterscheidet sich seine Tätigkeit stark von der in einer Pfarrei. Bei der Betriebsseelsorge gibt es keine klaren Strukturen, keine festen Gottesdienstzeiten. „Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen. Das dauert lange, häufig viele Jahre, und ist nie zu Ende“, sagt Plentinger. Da es utopisch sei, jeden der tausenden Betriebe zu besuchen und alle Angestellten in der Region direkt anzusprechen, könne die Betriebsseelsorge immer nur punktuell arbeiten, Impulse setzen und da weitermachen, „wo diese auf fruchtbaren Boden fallen.“

Auch für Plentinger spielen Vertrauen und Nahbarkeit eine wesentliche Rolle. Echtes Interesse ist ihm wichtig – Interesse an den Menschen, an ihren Problemen, Fragen und Hoffnungen. Als Pastoralreferent will er ein offenes Ohr und eine stützende Schulter bieten. Im besten Fall könne er verkörpern, dass Kirche keine Parallelwelt sei, sondern dass die Werte unseres Glaubens immer und überall eine Rolle spielen – auch im Großraumbüro, an der CNC-Fräse oder beim Warnstreik, so der Betriebsseelsorger.

Insgesamt 105 Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten gibt es derzeit im Erzbistum Bamberg. Martin Plentinger und Anna Schreiber sind nur zwei von ihnen, doch an ihrem Beispiel wird deutlich, was das Berufsbild ausmacht: Abwechslung, Eigeninitiative und die Nähe zu den Menschen. Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten gestalten kirchliches Leben vor Ort und sorgen seit 50 Jahren dafür, dass Kirche durch sie zum Salz der Erde wird.

Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten haben durch ihr universitäres Studium ein umfangreiches Wissen im Bereich Theologie, das ihr Denken und Arbeiten leitet. Sie gestalten Gesellschaft und  Kirche im Licht des Evangeliums. An ihrer jeweiligen Einsatzstelle sind sie als Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig, häufig kommen ihnen auch Leitungsrollen zu. Nicht zu verwechseln ist der Beruf mit dem der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten, deren Fokus durch ihr religionspädagogisches Studium noch stärker auf die Bildungs- und Gemeindearbeit ausgerichtet ist.

 

Der Weg in den Beruf

Die Arbeit als Pastoralreferentin oder Pastoralreferent klingt spannend für Sie? Für den Einstieg in den Beruf ist zunächst ein Theologie-Studium notwendig. Danach folgt eine dreijährige Berufseinführung in einem Seelsorgebereich, die mit dem Bestehen der zweiten Dienstprüfung abgeschlossen wird. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte unter: