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Zuckowski, Rolf: Über Chormusik und Gutmenschen

Rolf Zuckowski
Schon viele Kindergenerationen hat Rolf Zuckowski mit seinen Liedern begleitet. Wir fragten den 71-Jährigen, wie man junge Leute fürs Singen begeistern kann und ob er selbst ein gläubiger Mensch ist.
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.18
Von:
Redaktion Leben

Herr Zuckowski, Sie singen seit über 40 Jahren mit Kindern. Viele Kinderchöre klagen über Nachwuchssorgen. Wird heute weniger gesungen als früher?

Ich habe eher den Eindruck, dass es in den letzten Jahren eine Wende gegeben hat. Ich höre von Chören, die neu gegründet wurden. Ich höre von Chören, die einen Aufschwung erleben. Gospel-Chöre liegen wohl sehr im Trend, weil sie eine gute Brücke bilden zwischen Tradition und Pop, sie haben Rhythmus und Kraft und Beziehung zum Glauben. Es gab einen Niedergang, aber ich habe den Eindruck, dass der gestoppt wurde und dass es vielleicht sogar aufwärts geht. Ich glaube, dass viele Chorleiter, die von der Hochschule kommen, es nicht immer leichthaben, das Repertoire zu finden, das die Kinder gerne singen wollen. Man sollte die Kinder viele Lieder singen lassen, die sie richtig gerne singen. Es ist eine große Schwierigkeit, dass die Schüler immer mehr Nachmittagsunterricht haben und da die Zeit fehlt, auch noch in einen Chor zu gehen.

Sie engagieren sich seit den 80er-Jahren für das Erich-Kästner-Dorf im Steigerwald, das in Iphofen und Markt Einersheim auch Einrichtungen im Erzbistum Bamberg unterhält. Sie haben auch eine Stiftung „Kinder brauchen Musik“ gegründet. Sind Sie das, was Spötter einen „Gutmensch“ nennen?

Ich finde, das ist ein ganz böses Wort. Es verletzt mich. Wenn ich es höre, denke ich immer, ob derjenige, der es benutzt, ein Schlechtmensch ist. Ein Gutmensch ist eine böse oder satirische Betrachtung von Menschen, die gerne Gutes bewirken wollen. Ich weiß, dass manche Menschen Gutes tun, damit man viel drüber redet. Wenn man die so nennt, dann könnte man das noch als berechtigte Gesellschaftskritik bezeichnen. Aber man wirft ja alle in einen Topf, und das finde ich eher böse. Ich würde mich selbst nie so nennen. Ich bemühe mich, Gutes zu tun, weiß aber durchaus um meine Schwächen und meine Grenzen.

Sie haben mal gesagt „Musik ist ein Gottesgeschenk“. Sind Sie ein gläubiger Mensch? 

Ja, nur vielleicht nicht ganz so, wie die Kirche ihre Gläubigen gerne hätte. Ich bin immer ein Glaubenssucher gewesen. Dass Christus in die Welt gekommen ist, ist für mich der wichtigste moralische Leitfaden im Leben. Die Beziehung von Jesus nachzuempfinden, fällt mir aber schwer. Ich glaube, da war etwas ganz Intensives, sonst hätte er so nicht leben können. Darum darf man ihn wahrscheinlich auch Sohn Gottes nennen. Der Zugang zu einem persönlichen Gott ist für mich sehr schwer. Und er wird immer schwerer, wenn ich schlimme Schicksale vor mir sehe. Dann denke ich: Wenn es dich gibt, du persönlicher Gott, was hast du dir dabei gedacht? Das ist für mich ein ganz großes Rätsel. Aber dass wir in einer göttlichen, gesegneten Welt leben, durch die Schöpfung, auch durch den Ansporn durch das Leben Jesu und vieler anderer biblischer Botschaften, das wäre alles ohne Gott nicht möglich. Die Gemeinschaft der Seelen spüre ich auch, ohne mir eine Ewigkeit in einem konkreten Ort im Himmel vorstellen zu müssen.