Grünschnabel Eutrax und der Diakon
„Wieso heißt der Gottesdienst eigentlich Messe?“, fragt Eutrax, der Grünschnabel. „Das kommt vom lateinischen Wort Missa“, erklärt Patrick, der Diakon. Eutrax sieht ihn kopfschüttelnd an: „Ich spreche kein Lateinonesisch, was heißt das auf Deutsch?“
Eutrax, der Grünschnabel, ist einer von Diakon Patrick Martins wunderbaren Puppenfreunden. Forsch und direkt fragt er ihn Löcher in den Bauch: warum die Messe so heißt, wie sie heißt, weshalb Jesus sterben musste und wieso wegen eines kleinen blöden Virus plötzlich alles in der Pfarrei stillsteht – während der Predigt im Familiengottesdienst, beim Besuch im Seniorenheim oder bei der Vorbereitung der Erstkommunionkinder. Eutrax ist Türöffner, Sympathieträger und Verbündeter des Diakons im Dienst für seine Kirche. Patrick Martin ist in der glücklichen Lage, dass er seinen zivilen Beruf als Bauchredner perfekt mit seiner Tätigkeit als Diakon kombinieren kann. 2018 wurde er im Bamberger Dom von Erzbischof Ludwig Schick zum Ständigen Diakon mit Zivilberuf geweiht. 25 Jahre nach seinem Theologiestudium und einer ebenso langen hauptberuflichen Tätigkeit als Bauchredner.
Was ursprünglich als kurze Zwischenstation geplant war, wurde zu einem Vierteljahrhundert, in dem Patrick Martin mehr als zehn Puppencharaktere erschuf und die europaweit erste Bauchrednerschule eröffnete. „Aber die Sehnsucht, das Evangelium weiterzugeben, hatte ich trotzdem immer“, berichtet der Ehemann und Vater. Auch als Bauchredner ging er dieser Sehnsucht nach. „Fast die Hälfte meiner Auftritte fanden im christlichen Kontext statt, in Pfarreien z. B., quer durch die Konfessionen.“ Darüber hinaus trat er aber auch im Theater und Fernsehen, auf Firmenfeiern, Galas und Festivals auf.
Mich fasziniert die Vielfalt – die Verkündigung, die Liturgie und die Diakonie. Immer an den Menschen dran zu sein, an ihrem Leben teilzuhaben, ihre Sehnsucht nach Gott zu stillen.“
-Patrick Martin
„Und dann gab es ein Jahr, da hatte ich fast gar keinen Auftritt im christlichen Kontext – das hat mir sehr gefehlt.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte der Familienvater sowieso schon einige Aufgaben innerhalb der Pfarrei übernommen, „das passte bei mir zeitlich immer ganz gut, weil ich als Bauchredner eher am Wochenende arbeite und unter der Woche Zeit habe“. Er half als Mesner aus oder inszenierte mit Eutrax, dem Grünschnabel, Einführungen in Familiengottesdienste. Als der Pfarrer schließlich auf ihn zukam und fragte, ob er sich vorstellen könne, als Diakon in der Pfarrei zu arbeiten, „da kam das genau zum richtigen Zeitpunkt“.
Warum der Beruf des Diakons für ihn besonders reizvoll ist? „Mich fasziniert die Vielfalt – die Verkündigung, die Liturgie und die Diakonie. Immer an den Menschen dran zu sein, an ihrem Leben teilzuhaben, ihre Sehnsucht nach Gott zu stillen.“ Früher habe er schon sehr intensiv überlegt, ob er Priester werden wolle, lebte sogar drei Jahre im Orden der bayerischen Kapuzinerprovinz. „Allerdings habe ich gemerkt, dass das, was mein Ziel war – die Seelsorge, das Gebet in Gemeinschaft –, immer wieder zu kurz kam, weil die Gemeinschaft immer stärker schrumpfte. Wenn ich geblieben wäre, hätte ich mich irgendwann zwangsläufig um die Verwaltung kümmern müssen. Das liegt mir aber gar nicht, das konnte ich mir nicht vorstellen. Deswegen habe ich dann gedacht, bevor ich ewige Gelübde ablege, gehe ich.“ Heute ist Martin sehr froh, dass er einen anderen Weg gefunden hat, um mit der und für die Kirche zu arbeiten.
Wer Spaß und Freude am Glauben hat und dies auch weitergeben möchte, ist für den Beruf des Diakons bestens geeignet.“
-Patrick Martin
Einen klassischen Alltag gebe es dabei nicht, erzählt der hauptberufliche Bauchredner, „meine Tage sehen immer unterschiedlich aus“. Genau das mache aber auch einen Teil des Reizes am Beruf aus. Neben der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten, Taufen oder Beerdigungen gehöre auch die Mitarbeit in der Jugendarbeit zu seinem Aufgabenbereich. „Unsere Pastoralreferentin hat beispielsweise ein tolles Format für Schülerinnen und Schüler während der Advents- und Fastenzeit aufgebaut, in dem ich auch mitwirke.“ Dabei finden in den Schulpausen kleine Andachten statt, beispielsweise in Form von Stationen, die den Mädchen und Jungen dabei helfen können, sich ihre Probleme oder auch Wünsche von der Seele zu sprechen oder zu schreiben. Auch regelmäßige Krankenbesuche gehören zu seinem Alltag dazu. „Daran gefällt mir besonders, dass man auch viel mit Menschen zu tun hat, die mit Kirche wenig am Hut haben, dabei aber trotzdem eine Sehnsucht nach Gott spüren.“
Patrick Martin fühlt sich in seiner Jobkombination sehr wohl. Bis zu zehn Stunden in der Woche investiert er in seine Tätigkeit als Diakon. So wie er arbeiten aktuell insgesamt 53 Männer als Ständige Diakone im Erzbistum Bamberg. Davon sind 21 als Diakone im Hauptberuf tätig und 9 als Diakone mit Zivilberuf. 16 Diakone mit Hauptberuf und 7 Diakone mit Zivilberuf befinden sich im Ruhestand. Vier weitere Männer befinden sich aktuell in der Ausbildung.
„Wer Spaß und Freude am Glauben hat und dies auch weitergeben möchte, ist für den Beruf des Diakons bestens geeignet“, da ist sich Patrick Martin sicher. Gerade beim Format Diakon mit Zivilberuf könne man sich eigene Schwerpunkte setzen und habe viele verschiedene Möglichkeiten und Freiheiten, um sich einzubringen. „Der eine predigt lieber, der andere findet seinen Schwerpunkt in der Jugendarbeit.“ Außerdem dürfe man verheiratet sein und seinem zivilen Beruf weiterhin nachgehen, wenn der Wunsch da ist.
Für alle Interessierten gibt es Infos zum Ständigen Diakonat unter: www.diakone-bamberg.de
Ein Interview mit dem Diakon und zuständigen für die Arbeitsstelle Ständiges Diakonat lesen Sie hier.