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Mit Abstand segensreich:Sternsingeraktion

Sternsinger
Ein Eisregen hatte den Ort im Griff, für Autos gab es kein Fortkommen. Dass die Schwürbitzer Sternsinger unter diesen Bedingungen von Haus zu Haus ziehen würden, hielt im Winter vor ein paar Jahren niemand für möglich. „Klar ziehen wir das durch“ – darauf hatten die Kinder bestanden und sich als Weise aus dem Morgenland verkleidet.
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.20
Von:
Nadine Luck

Besorgt sah Andrea Fleischmann hinterher, Ministrantenleiterin der Pfarrei Herz-Jesu in Schwürbitz, die gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen die jährliche Sternsingeraktion organisiert. Bei diesem Wetter konnte die heute 49-Jährige nicht begleitend nach dem Rechten sehen. Stunden später kamen die Sternsinger zurück, zitternd und mit eingefrorenen Geldscheinen für den guten Zweck – und sehr stolz. „Ich war das auch“, sagt sie.

Seit 2008 leitet Andrea Fleischmann die jährliche Sternsingeraktion in der Gemeinde, und hat schon viele Situationen wie die oben beschriebene erlebt. Über ihre Kinder ist sie zu dieser ehrenamtlichen Aufgabe gekommen: Als sie klein waren, hatte Andrea Fleischmann Krabbelgottesdienste organisiert, ein paar Jahre später engagierte sie sich in der Kommunionund Firmvorbereitung. Als die Kinder Sternsinger wurden, war es nur logisch für die Zweifachmutter, dass sie auch dort mitarbeitete. „Vielleicht habe ich eine Art Helfersyndrom, was wohl an meinem Glauben liegt“, sagt sie. „Ich will auch über den Tellerrand hinausblicken. Mir ist klar, dass ich nicht die ganze Welt retten kann, aber ich kann Kinder für die Not anderer sensibilisieren.“

Das ist es auch, was sie ihren Schützlingen bei der Sternsingeraktion mitgeben möchte: Dass sie wissen, wofür sie auf die Straße gehen. Dass sie fähig sind, auf das Schicksal Gleichaltriger aufmerksam zu machen, denen es schlechter geht als ihnen selbst. Ende November veranstaltet Andrea Fleischmann alle Jahre wieder gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen einen Info-Abend. „Dann kommen alle Interessierten“, sagt sie und betont: „Es dürfen nicht nur katholische Kinder, sondern alle mitmachen, denn es geht um Hilfe, nicht um Religion. Rund 50 Kinder sind immer dabei.“

Sternsinger

Vielleicht habe ich eine Art Helfersyndrom, was wohl an meinem Glauben liegt."

-Andrea Fleischmann

Material, um auf das jeweilige Jahresmotto hinzuweisen und um das Projekt vorzustellen, für das die Sternsinger Geld sammeln, bekommt sie vom katholischen Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. In diesem Jahr fallen die Briefings allerdings ausführlicher aus als sonst, denn in Zeiten von Corona sind viele Maßnahmen nötig, um die Gesundheit der Sternsinger und der Menschen, denen sie Segen bringen, nicht zu gefährden.

Das Kindermissionswerk erstellte daher einen Leitfaden, damit auch Kaspar, Melchior und Balthasar mit einem Hygiene-Konzept unterwegs sein können. Damit dies bestens funktioniert, bietet es digitale Seminare für die Verantwortlichen vor Ort wie Andrea Fleischmann an. Es gilt wie in vielen anderen Bereichen auch, obendrein kreativ zu sein: Angedacht sind etwa Sternsinger-Konzerte im Garten von Seniorenheimen, statt – wie in den vergangenen Jahren – drinnen. Eine große Rolle werden auch Mund-Nasen-Schutz und die Einhaltung der Abstandsregeln spielen.

In welcher Form die Sternsingeraktion in Schwürbitz stattfinden kann, ist noch unklar, aber die Verantwortlichen geben sich größte Mühe, sie – vermutlich in anderem Umfang – veranstalten zu können. „Der Segen der Sternsinger ist ein wichtiges Zeichen für Hoffnung, Zuversicht und Zusammenhalt. Und danach sehnen sich viele Menschen in unsicheren Zeiten besonders“, sagt Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“. Es sei sogar wichtiger denn je, die Aktion durchzuführen – immerhin bringen die Sternsinger den Menschen den Segen für das neue Jahr und zeigen damit: „Gott ist bei uns. Er gibt uns Halt.“

Auch wenn noch niemand wisse, wie die Corona-Situation im Januar sein werde, wird das Kindermissionswerk die Ehrenamtlichen vor Ort dabei unterstützen, konkrete Lösungen zu finden. Den Segen sollte jedenfalls keiner vermissen müssen.

Mehr über die Situation im Partnerland der Aktion 2021, die Ukraine, lesen Sie hier