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SkF-Frauenhaus Bamberg:Alle im Blick - Frauen im Fokus

 
Bettina Heinke und ihre Mitarbeiterinnen leisten im Frauenhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Bamberg umfassende Hilfe und geben Frauen und Mädchen Orientierung, Halt und Hoffnung.
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.22
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Die Collage im Flur des Frauenhauses hat es in sich: „Ihr Frauen und Mädchen, habt den Mut zum Neuen, habt den Mut zum Glück!“ steht in schwarzer Schrift auf einer gemalten Blumenwiese in Rosa und Pink. Ja, Mut zum Neuen müssen die Frauen haben, die den Schritt in diese Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Bamberg wagen. Mut, sich von dem Mann zu trennen, der sie physisch oder psychisch gequält hat. Nicht jeder betroffenen Frau gelingt die Trennung auf Anhieb.

So war es bei Susanne Mayer (Name geändert), die eines Tages direkt aus der Notaufnahme eines Krankenhauses von der Polizei zum Frauenhaus gebracht wurde. Mit deutlichen Verletzungen durch Schläge ihres Mannes. Erst war sich Susanne sicher, dass sie sich scheiden lässt. Und dann kam sie nach einigen Wochen Aufenthalt in geschützter Umgebung zu dem Ergebnis: „Ich gebe ihm noch eine Chance.“ Eine verhängnisvolle Entscheidung: Wieder wurde Susanne von ihm verprügelt und verletzt und suchte erneut einen Halt im Frauenhaus. Schließlich zog sie die endgültige Trennung von ihrem Ehemann durch.

Wir schaffen Raum für das Trauma und sind erste kleine Schritte zurück ins Leben"

Bettina Hainke, Leiterin des Frauenhauses, ihre vier Mitarbeiterinnen sowie zwei Erzieherinnen für die Kinderbetreuung werden fast täglich mit Fällen wie diesem konfrontiert: „Häusliche Gewalt gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten“, berichtet Diplom-Sozialpädagogin Hainke. Die Belegung der zehn Plätze für Frauen und zwölf Plätze für Kinder schwanke zwar, doch selbst bei Vollbelegung könne jede Frau sicher sein, dass sie je nach Problemlage individuell unterstützt wird. Dafür sorgen auch 15 Ehrenamtliche, die den Rufbereitschaftsdienst außerhalb der Bürozeiten abdecken. „Wir brauchen aber mehr Ehrenamtliche für den Rund-um-die-Uhr-Dienst“, betont Bettina Hainke, die schon seit 22 Jahren in verschiedenen Positionen beim SkF Bamberg angestellt ist. Seit Juli 2020 leitet sie das Frauenhaus. Und hat als Maßstab und Ansporn einen Satz von SkF-Gründerin Agnes Neuhaus verinnerlicht: „Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.“ Genau in diesem Sinn sind Bettina Hainke und die derzeit rund 250 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden des SkF Bamberg für andere da, um Menschen über die praktische Hilfe hinaus immer wieder Zuversicht, Mut, Hoffnung, Orientierung und Halt zu geben.

„Unsere Arbeit ist bedarfsgerecht, basiert auf einer hohen Fachlichkeit mit ganzheitlichen Handlungskonzepten und stellt die Förderung der Selbsthilfekräfte und Ressourcen der Betroffenen in den Mittelpunkt“, erklärt Simone Stroppel, Geschäftsführerin dieses katholischen Fachverbandes in Bamberg. Mädchen und Frauen „stehen bei uns im Fokus“, ganz im Sinne der SkF-Gründerin Neuhaus. Die Parteilichkeit für Frauen erstrecke sich nicht nur auf die Abteilung „Hilfen für Frauen“, sondern spiegle sich in der Haltung in allen Einrichtungen wider, so Geschäftsführerin Stroppel.

SkF-Notruf für Frauen und Männer, die unter sexualisierter Gewalt leiden

In der praktischen Arbeit sei jedoch deutlich geworden, dass, um den Frauen unabhängig von sozialen Schichten, Religion und kultureller Herkunft helfen zu können, das gesamte Netzwerk Beachtung finden müsse. Zu diesem Netzwerk gehört in Bamberg der SkF-„Notruf bei sexualisierter Gewalt“, den vier Sozialpädagoginnen mit Zusatzausbildungen entgegennehmen: Leiterin Ute Staufer, Marlies Fischer, Michelle Crohn und Anna-Lena Schubert.

Die erfahrenen Mitarbeiterinnen nennen die häufigsten Problembereiche, die Klienten – mehr Frauen als Männer – zu ihnen führen: Vergewaltigung und Vergewaltigungsversuche – „wir verzeichnen einen Ansprung in Bamberg“ –, sexueller Missbrauch, Frauen und Männer, die in der Kindheit missbraucht wurden, sexuelle Belästigung und Übergriffe unter Gleichaltrigen, zusätzliche körperliche und seelische Miss- handlung, digitale Gewalt, Stalking. Allein im Jahr 2021 verzeichnet der Notruf 202 Klienten, denen vertraulich, kostenlos und unbürokratisch geholfen wurde. „Das Thema sexuelle Gewalt macht einsam, wer sich bei uns meldet, sucht Entlastung“, weiß Ute Staufer und führt das ressourcenorientierte Ziel einer jeden Beratung an: „Die Betroffenen können erfahren, dass das Leben mehr ist als die erlittene Tat. Das ist ein schwerer Weg.“ Und Michelle Crohn ergänzt: „Wir schaffen Raum für das Trauma und sind der erste kleine Schritt zurück ins Leben.“ Zumal die SkF-Frauen nach eigenen Worten parteiisch sind: „Wir glauben und stellen nichts in Frage“, was für viele Betroffene eine neue Erfahrung sei.

Frauen im Fokus

Häusliche Gewalt gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten."

Bettina Hainke

Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Elternabende an Schulen und Kindertagesstätten gehören als Präventionsprogramm zum Aufgabenbereich der Notruf-Mitarbeiterinnen. Sie vermitteln Klientinnen und Klienten auch psychotherapeutische Behandlungen, begleiten zu Polizei, Gericht, Arzt. Insgesamt habe die Sensibilisierung für das Thema sexuelle Gewalt zugenommen: Eltern, Erziehende, Lehrende, Nachbarinnen und Nachbarn würden sich in Verdachtsfällen melden. Zumal der Notruf ein niedrigschwelliges Angebot sei und in der Regel inner- halb von drei Tagen ein persönliches Beratungsgespräch anbieten könne.

Simone Stroppel

Welche Unterstützung bekommt der SkF Bamberg vom Erzbistum?

„Der SkF ist dem Erzbistum sehr dankbar für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und die umfangreiche Unterstützung finanzieller Art in Form von Zuschüssen unterschiedlicher Art.

Zudem werden Mietobjekte für unterschiedliche Einrichtungen und Aufgaben des SkF zur Verfügung gestellt, das Frauenhaus wurde 2019/2020 generalsaniert und unser Konzept wurde bei den Sanierungsplanungen berücksichtigt. Das ist nicht selbstverständlich.

Haben wir Beratungsbedarf zu spezifischen Themen, so können wir uns stets an die diversen Abteilungen des Erzbistums wenden und erhalten kompetenten Beistand. Die Mitarbeiter:innen des Erzbistums sind fachlich versierte und immer freundliche Ansprechpartner:innen.

Grundlegend ist für uns aber auch die geistliche und emotionale Begleitung, die spürbar wird, wenn unser Erzbischof einfach mal anruft und fragt, wie es uns geht und ob wir Unterstützung brauchen, wie es z. B. während der Pandemie geschah, oder wenn er Hilfe anbietet, wenn es darum geht, wichtige Angebote zu erhalten. Zudem erhalten wir Begleitung durch den Generalvikar Kestel als den geistlichen Beistand unseres Vereins, der uns ebenfalls bei Fragen mit einem offenen Ohr begegnet.“

Kontakt

Das Frauenhaus ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0951 / 58280 erreichbar.
Notruf bei sexualisierter Gewalt: Telefon: 0951 / 30943341, Email: notruf@skf-bamberg.de.
Mehr im Netz unter www.skf-bamberg.de.