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Dirauf, Melanie: Zur Büchereiarbeit

Melanie Dirauf
Melanie Dirauf ist als Diözesanbibliothekarin seit 25 Jahren für den St. Michaelsbund tätig und betreut 102 Büchereien im Erzbistum Bamberg, die sich regional von Hof bis Nürnberg und von Ansbach bis Auerbach verteilen. Sie weiß, wieso die Kirche im Bildungssektor überaus aktiv ist.
Datum:
Veröffentlicht: 1.6.18
Von:
Von Hendrik Steffens

Melanie Dirauf ist als Diözesanbibliothekarin seit 25 Jahren für den St. Michaelsbund tätig und betreut 102 Büchereien im Erzbistum Bamberg, die sich regional von Hof bis Nürnberg und von Ansbach bis Auerbach verteilen. Sie weiß, wieso die Kirche im Bildungssektor überaus aktiv ist.

Der Sankt Michaelsbund berät und unterstützt rund 1100 Büchereien in ganz Bayern. Wieso nimmt die Kirche sich dieser Aufgabe an? 

Weil die Kirche einen Bildungsauftrag hat. Menschenwürdiges Leben in unserer pluralen Gesellschaft erfordert auch den freien Zugang zu vielfältigen Informationen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Orientierung in dieser Informationsfülle bieten entsprechende Bildungsangebote, die es in Büchereien gibt. Seit Jahrhunderten hat sich die Kirche die Vermittlung der Schriftkultur zur Aufgabe gemacht. Und es kann der Kirche nicht gleichgültig sein, ob die Voraussetzungen für Bildung geschaffen werden oder nicht. Ihre Glaubwürdigkeit und ihr Selbstverständnis als Teil der Gesellschaft verlangt, dass sie zur Bildung beiträgt. Die Katholische öffentliche Bücherei leistet etwa mit ihrem breiten und aktuellen Sachbuchangebot einen Beitrag zum Bildungsauftrag der Kirche. Kirchliche Büchereiarbeit soll eine Nahtstelle zur Fülle der Kultur unserer Zeit sein durch ihre vielfältigen Aktivitäten rund ums Buch in Form von Literaturgesprächen, Literaturtagungen wie „BamLit“, Buchvorstellungen, Ausstellungen und Initiativen zur Leseförderung wie „Bibfit“.

Die mediale Konkurrenz für das Buch wird immer größer. Werden Büchereien damit überflüssig? 

Nein. Lesen ist eine Schlüsselqualifikation! Büchereien wollen diese Qualifikation und vor allem die Freude am Lesen vermitteln. Büchereien sind dabei mehr als Räume mit Regalen voller Bücher. Sie sind Vermittler im Mediendschungel: Sie bieten gute Literatur an und geben Hilfen, um zu zeigen, wo und wie fundierte Informationen zu finden sind. Büchereien stehen für Qualität, Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit von Informationen. Sie haben auch einen pädagogischen Auftrag. Wird Kindern die Freude am Lesen nicht zeitig vermittelt, bleibt die Lesekompetenz mit den daraus resultierenden Fähigkeiten auf der Strecke. Hier leisten Büchereien einen Beitrag, zum Beispiel indem sie Bücher für Kinder und Erwachsene in leichter Sprache anbieten. Natürlich gibt es aber nicht nur Bücher, sondern eine breite Medienvielfalt: Auch Zeitungen und Zeitschriften, DVDs, Hörbücher und Spiele können entliehen werden. Oftmals ist sogar eine Ausleihe über ein Online- Portal möglich. Bibliotheken dienen darüber hinaus als Erlebnisort für kulturelle Veranstaltungen, von Vorlese- und Bastelstunden bis hin zu Vorträgen, Lesungen oder Ausstellungen.

Wenn Sie jungen Menschen das Lesen schmackhaft machen möchten. Was sagen Sie? 

Ein Buch kann uns völlig einnehmen und in Sekundenschnelle an jeden Ort der Welt versetzen oder dafür sorgen, dass wir die Welt mit neuen Augen sehen. Lesen regt mehr als alle anderen Medien die Fantasie und Kreativität an. Die eigene Gestaltungsleistung, die man beim Erleben einer gelesenen Geschichte einbringt, ist viel größer als wenn wir einen Film ansehen. Man nimmt viel mehr Teil. Fantasie und Kreativität sind auch notwendige Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit Herausforderungen im privaten und beruflichen Alltag. Hinzu kommt, dass Bücher keinen Strom brauchen, Lesen nachweislich die Konzentration fördert und nach wie vor eine Grundkompetenz ist. Wer nicht lesen kann, kann auch kein Smartphone nutzen.

Von Hendrik Steffens

Über ein praktisches Beispiel in Adelsdorf lesen Sie hier. 

Eine Übersicht der katholischen Büchereien im Erzbistum Bamberg finden Sie hier.