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Wunschel, Georg: Zur Arbeit im Don Bosco Jugendwerk

Georg Wunschel
Georg Wunschel ist 38 Jahre alt, von Beruf staatlich anerkannter Erzieher und Vater von zwei Söhnen. In seiner Freizeit ist er Rap-Musiker und Frontmann der Band „Souljam“. Er arbeitet im Don Bosco Jugendwerk im Bereich „Jugendwohnen“ in Forchheim. Geboren ist Georg Wunschel in Chile, aber aufgewachsen ist er in Bamberg, gleich neben dem Dom.
Datum:
Veröffentlicht: 7.1.22
Von:
Stefanie Sponsel

Warum bist du Erzieher geworden?

Nachdem ich für ein halbes Jahr in Chile und Peru in einem Kinderheim gearbeitet und am Ende meiner Ausbildung zum Erzieher ein Praktikum bei Don Bosco in einer Wohngruppe gemacht habe, stand für mich fest: Der Beruf des Erziehers ist meine Berufung. Mehr als ein Job. Keiner zum Geld verdienen allerdings, denn sonst wäre ich zum Beispiel Ingenieur geworden. Ich wollte aber unbedingt einen Beruf lernen, der mit Gerechtigkeit zu tun hat. Und so bin ich Erzieher geworden. Denn: Als Erzieher möchte ich gerade den Kindern und Jugendlichen, die schlechte Bedingungen beim Start in ihr Leben hatten, ein Stück Gerechtigkeit zurückgeben und ihnen ein Begleiter sein. Darum geht es nämlich. Ein guter Begleiter zu sein, so wie ein Anwalt hinter den Kindern und Jugendlichen zu stehen und an deren Seite für ihre Rechte zu kämpfen – aber ihnen dennoch auch Grenzen zu setzen. Und ihnen zeigen, dass das Leben nicht immer nur gegen sie ist, wie sie selbst denken, weil sie es nie anders erfahren haben. Kinder und Jugendliche, die es nicht anders kennen, seit sie auf der Welt sind, als benachteiligt zu sein; die Eltern haben, die sich nicht um sie kümmern können, weil sie selbst zu viele Probleme haben. Kinder, die nie das bekommen, was sie für ihre Entwicklung bräuchten. Von fehlender Liebe angefangen, über finanzielle Möglichkeiten bis hin zu fehlenden Zukunftsperspektiven. Ich will ihnen helfen, dass sie aus der Abwärtsspirale herausgekommen, in die sie unverschuldet hineingeboren wurden. Ich versuche ihnen zu vermitteln: „Du hast jeden Tag die Chance, deine eigene Geschichte zu durchbrechen und dein Leben zu ändern.“ Sie sollen erfahren, dass sie selbstwirksam durchs Leben gehen können.

Inwieweit spielt Don Bosco auch heute eine Rolle in deinem Job?

Don Bosco war, wenn man so will, der erste Streetworker. Ein Pater, der die Not Jugendlicher erkannt hat und sie im Fokus seines Handelns und Wirkens hatte. Er hat ihnen ein Zuhause gegeben, so dass sie ihr Leben gut weiterleben konnten. Als Erzieher im Don Bosco Jugendwerk übernimmt man diese Haltung. Man geht ohne Vorurteile auf Kinder und Jugendliche zu, man möchte sie anleiten und deren schlechten Bedingungen ändern. Dabei spielt Bildung eine ganz große Rolle, auch kulturelle Bildung, wie Musik oder Museen. Durch Bildung kann man es schaffen, aus der Negativspirale herauszukommen. Ich bin ja in meiner Freizeit Rap-Musiker und ich muss sagen, dass mir das sehr hilft bei meiner Arbeit. Die Kinder und Jugendlichen lassen sich leichter auf die Arbeit mit mir ein. Die Hip-Hop-Subkultur, die weit über die Musik hinausgeht, bietet außerdem ein breites Feld an Möglichkeiten, sich als junger Mensch ausdrücken zu können: durch selbst geschriebene Texte, die dabei helfen, Erlebtes zu verarbeiten oder auch durch Graffiti (Malerei) oder Breakdance (Tanz). Ab und an rappe ich mit den Jugendlichen. In der Corona-Lockdown-Zeit zum Beispiel haben wir aufgeschrieben, was gerade so abgeht in der Welt, und zu einem Rap-Song verarbeitet. Alles in allem sind wir eine große Don-Bosco-Familie. Die Jugendlichen, die wir betreuen, aber auch die Erzieherinnen und Erzieher und alle Angestellten – jeder hat seinen Platz, wie in einer Familie.

Als Kind warst du in der Katholischen Jugend, später als Ministrant und als Jugendgruppen - leiter tätig. War diese Zeit wichtig für dein späteres Leben?

Die katholische Jugend war sehr wichtig für mich. Sie hat meinen Lebensweg enorm beeinflusst, möchte ich sagen. Ich habe zum Beispiel gelernt, verlässlich zu sein und Termine, bei denen andere auf mich zählten, einzuhalten. Wir haben zudem soziale und karitative Aufgaben in der Gemeinde übernommen und gelernt, für andere da zu sein. Auch für die Schwächeren in unserer Gesellschaft. Teil dieser Gemeinde zu sein und Gemeinschaft zu pflegen, sei es bei Zeltlagern, bei Festen oder in den Gruppenstunden, hat mir sehr viel gegeben. Alles in allem hat diese Prägung durch die katholische Jugendarbeit sicherlich dazu beigetragen, dass ich ein empathischer und sozialer Mensch geworden bin, der für andere da sein möchte.

Stay at Home

Erzieher Georg Wunschel und Schüler Jonas Heumann aus dem Jugendwohnen Forchheim und ihr Rap „Stay at Home“, der während des Corona-Lockdowns im Jahr 2020 entstanden ist.

Rappen wegen Corona im Don Bosco Jugendwerk Bamberg / Forchheim